Die Grenzformalitäten nach Usbekistan waren unkomplizierter als gedacht. Auch mit unserem vom Konsulat per Hand geänderten Visum gab es keinerlei Probleme. Spannend war, was uns hinter der Grenze erwartete.
Da unser Reiseführer immer noch davon ausgeht, dass man die Grenze bei Penjikant nimmt, um nach Samarkand zu kommen, stand natürlich über diesen Grenzübergang (bei Khojand) gar nichts drin. Was zuerst auffiel, lokalen Transport, wie z. B. Busse oder gemeinsam genutzte Taxis schien es hier nicht zu geben. So stiegen wir in die Verhandlungen mit einem Taxifahrer ein und erreichten dann auch, dass er uns nicht nach Taschkent, sondern nach Samarkand fuhr. Der "Vertrag" beinhaltete jedoch eine Überraschung. Zuerst fuhren wir in Richtung Taschkent bis Gulistan. Dort stoppte unser Taxifahrer ein anderes Auto, lud uns um und machte uns klar, dass alles bezahlt sei und wir ja kein Geld mehr rüberreichen sollten. So landeten wir in einem nagelneuen Chevrolet Lacetti, der von der Fabrik zum Laden überführt wurde. Dies schien dem Fahrer aber egal zu sein, denn wir waren meistens die Schnellsten.
Durch den Umweg hatten wir jetzt nochmal ca. 2 Stunden Fahrt vor uns. Im Aussenbereich von Samarkand passierte dann nochmal das Gleiche, aber jetzt wussten wir ja bescheid !
Bei der Fahrt fiel uns auf, dass wir vom Land der "Opels" (der 'Volkswagen' Tadschikistans ausserhalb des Pamirs) und "Mercedes" (oft gesehen in Duschanbe) ins Land der "Daewoos" und "Chevrolets" (alles eine Firma heute) gekommen sind. Andere Fahrzeugtypen sieht man hier sehr selten, ausgenommen natürlich Ladas und Moskvichs.
Und so kamen wir am späten Nachmittag in Samarkand im Gasthaus "B&B Bahodir" an und bezogen unser Zimmer.
Samarkand |
ein Haufen Geld |
Doch nun zurück zu Samarkand. Mit ausreichend Geld in der Tasche gingen wir auf Entdeckungstour. Hier alle Bauwerke zu beschreiben wird Euch und uns ermüden, deshalb sagen wir einfach mal, welche uns am besten gefallen haben.
Shah-I-Zinda |
Ganz oben auf der Liste
steht die Strasse der Mausoleen (Shah-I-Zinda). Der Name bedeutet "Grab
des Lebenden Königs". Es ist wirklich eine kleine Straße mit
aneinandergereihten Räumen bzw. kleinen Bauwerken (die innen schön kühl sind),
in denen Familienangehörige und nahestehende Bekannte von Timur und Ulug'bek
ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Einige dieser Mausoleen sind prächtig
verziert mit blauen Ornamentfliesen oder Wandbildern, andere sind eher
schlicht, haben aber auch ihren Charme. Auch ein Cousin des Propheten Mohammed
soll hier liegen, was nicht nur Touristengruppen hierher zieht, sondern auch
viele einheimische Gläubige.
Danach folgt das Mausoleum von Amir Timur. Neben der wunderschönen Halle unter einer blauen
Kuppel, war hier die Atmosphäre für uns das Ausschlaggebende. Jede Gruppe
(also die Einheimischen) beendeten die Besichtigung mit einem Gebet. Manchmal
störten dabei die Reiseführer der Touri-Gruppen, da diese ihre Erklärungen
einfach fortsetzten. Wenn diese aber nicht da waren, entstand eine sehr schöne
Stimmung.
Mausoleum Amir Timur |
Die anderen Gebäude haben auch alle ihren Reiz, sie seien hier erwähnt, aber nicht näher erläutert:
Platz Registan mit der Ulugbek Medressa, Sher Dor (Lion) Medressa und der Tilla – Kari Medressa und die Bibi-Khanym-Moschee.
Registan Platz |
Bibi-Khanym-Moschee |
Amir Timur |
Highlight war dann eine Weinverkostung. Denn in Samarkand steht eine Weinfabrik, die Ende des 19. Jh. von einem russischen Weinfan gegründet wurde. Heute ist diese Fabrik zu 51% staatlich, die restlichen 49% gehören den Arbeitern und Angestellten. Die Trauben für die Weine und Cognacs kommen aus ganz Usbekistan und die Sorten sind sehr zahlreich. Von der Ernte geben die Bauern 50% an die Fabrik und 50% behalten sie selber. Dies macht sich auf den Märkten (hier Basare genannt) bemerkbar, hier gibt es viele und ganz leckere Weintrauben zu kaufen.
Lecker! |
Neben dieser Köstlichkeit haben wir in Samarkand noch einen Eisladen in unser Herz geschlossen,
... auch Lecker!!! |
Nach vier Nächten in Samarkand zog es uns weiter und so fuhren wir mit dem Bus nach Buchara.
Buchara existiert ebenfalls schon sehr lange (unter anderem wurde sie durch Dschingis
Khan erobert und zerstört), die heute zu sehenden Bauwerke stammen jedoch
überwiegend aus der Zeit des 16. und 17. Jahrhunderts. Sie gilt als die heiligste
Stadt Usbekistans.
Das Zentrum ist noch sehr gut erhalten und beherbergt Moscheen, Minarette, Medressas und überdachte Basare. Die noch im vorletzten Jahrhundert offenen Kanäle und Brunnen, die oft Auslöser von Epidemien wie die Pest waren (das Durchschnittsalter im 19. Jh. lag bei 32!!!), sind durch die Sowjetunion modernisiert wurden. Trotzdem riecht es hier und da heute noch an manchen Stellen unangenehm.
Was fiel uns zuerst hier auf – es gab kein Softeis!
Und was noch: Hier tummelten sich viele Reisegruppen, die das Straßenbild bestimmten und leider auch die Preisentwicklung. Wir mussten z. B. lange suchen, um ein Zimmer für den akzeptalen Preis von 25$ zu bekommen. Auch eben mal eine Kleinigkeit essen war nicht so einfach, da es sich im Budget gleich niederschlug. Nun war es im Vergleich zu deutschen Preisen nicht wirklich teuer, aber beim Reisen haben wir immer das örtliche Niveau im Blick und damit verglichen, waren die Preise merklich hoch.
Vom Drumherum nun zu den Sehenswürdigkeiten.
Das Kalon (bedeutet „Groß“ in Tadschikisch)-Minarett:
Erbaut im Auftrag von
Arslan Khan im Jahre 1127 war es zu dieser Zeit das höchste Gebäude in
Zentralasien. Selbst Dschingis Khan war davon so beeindruckt, dass er es von
der Zerstörung verschonte. Es ist 47
m hoch und das Fundament reicht bis zu 10 m in die Tiefe. Die 14
Ornamentringe haben alle ein anderes Design und es wurden zum ersten Mal blau
glasierte Fliesen verwendet. Eingerahmt wird das Minaret von der Kalon-Moschee
und der immer noch als islamische Akademie existierende Mir-i-Arab Medressa mit
ihrer strahlenden blauen Kuppel.
Der älteste Gebäudekomplex ist der sogenannte „Ark“, eine königliche Stadt in der Stadt. Die Außenmauern sind sehr beeindruckend, im Inneren ist jedoch nur ein kleiner Teil zu besichtigen, bei unserem Besuch war dann auch noch das Museum geschlossen.
Zu sehen sind die Freitagsmoschee aus dem 17. Jahrhundert
(leider auch nur von außen), der Thronsaal, in dem die letzte Krönung eines
Emirs 1910 stattfand und dessen Dach 1920 durch ein Bombardement zusammenbrach sowie
Ställe und ein Raum, in dem Musikinstrumente gelagert wurden.
Das Gefängnis haben wir besucht, aber wirklich gelohnt hat es sich nicht. Ist für Engländer vielleicht interessant, da hier Colonel Charles Stoddart und Captain Arthur Conolly gefangen waren, die 1842 auf Geheiß des Emirs enthauptet wurden.
Ein Mausoleum möchten wir hier noch erwähnen, nämlich das Ismail Samani Mausoleum, welches 905 fertiggestellt wurde und somit das älteste muslimische Bauwerk der Stadt ist. Mir gefällt es ganz besonders, da es an sich sehr schlicht ist, jedoch ein aufwendig gemachtes terracottafarbenes Mauerwerk besitzt, welches sehr robust ist und so die Jahrhunderte fast ohne Restaurierungen überstanden hat.
Das Zentrum ist noch sehr gut erhalten und beherbergt Moscheen, Minarette, Medressas und überdachte Basare. Die noch im vorletzten Jahrhundert offenen Kanäle und Brunnen, die oft Auslöser von Epidemien wie die Pest waren (das Durchschnittsalter im 19. Jh. lag bei 32!!!), sind durch die Sowjetunion modernisiert wurden. Trotzdem riecht es hier und da heute noch an manchen Stellen unangenehm.
Was fiel uns zuerst hier auf – es gab kein Softeis!
Und was noch: Hier tummelten sich viele Reisegruppen, die das Straßenbild bestimmten und leider auch die Preisentwicklung. Wir mussten z. B. lange suchen, um ein Zimmer für den akzeptalen Preis von 25$ zu bekommen. Auch eben mal eine Kleinigkeit essen war nicht so einfach, da es sich im Budget gleich niederschlug. Nun war es im Vergleich zu deutschen Preisen nicht wirklich teuer, aber beim Reisen haben wir immer das örtliche Niveau im Blick und damit verglichen, waren die Preise merklich hoch.
Vom Drumherum nun zu den Sehenswürdigkeiten.
Das Kalon (bedeutet „Groß“ in Tadschikisch)-Minarett:
Das Kalon-Minarett |
Der älteste Gebäudekomplex ist der sogenannte „Ark“, eine königliche Stadt in der Stadt. Die Außenmauern sind sehr beeindruckend, im Inneren ist jedoch nur ein kleiner Teil zu besichtigen, bei unserem Besuch war dann auch noch das Museum geschlossen.
Der "Ark" - Eingangstor |
Das Gefängnis haben wir besucht, aber wirklich gelohnt hat es sich nicht. Ist für Engländer vielleicht interessant, da hier Colonel Charles Stoddart und Captain Arthur Conolly gefangen waren, die 1842 auf Geheiß des Emirs enthauptet wurden.
Ein Mausoleum möchten wir hier noch erwähnen, nämlich das Ismail Samani Mausoleum, welches 905 fertiggestellt wurde und somit das älteste muslimische Bauwerk der Stadt ist. Mir gefällt es ganz besonders, da es an sich sehr schlicht ist, jedoch ein aufwendig gemachtes terracottafarbenes Mauerwerk besitzt, welches sehr robust ist und so die Jahrhunderte fast ohne Restaurierungen überstanden hat.
Ismail Samani Mausoleum - schlicht und deshalb schön |
Wir haben uns
auch den Sommerpalast des letzten Emirs angeschaut, aber dieser war jetzt nicht
sooo interessant.
Auf dem
zentralen, wie gesagt, sehr touristischen Platz gibt es eine Statue von Hoja
Nasreddin
auf seinem Esel, eine Art Till Eulenspiegel des islamischen Raumes.Später (in Khiva) haben wir einen Film über ihn gesehen, der ihn uns sehr sympathisch machte, da er mit viel Witz das Geld von Reich nach Arm umverteilte.
Hoja Nasreddin |
Sowjetzeit=Mützenzeit |
Ist nicht ganz was man denkt... |
Ansonsten war Buchara ok, aber es wird nicht unsere Lieblingsstadt werden.
Dies können wir eher von Khiva sagen. Der Weg dorthin führt durch die Wüste Kysylkum. Von dieser haben wir aber auf den ca. 6h Fahrt nur sehr wenig gesehen. Riesige Gebiete sind über ein Kanalsystem vom Amu Darja bewässert, und statt Sand und Saksaul gibt es Kartoffeln, Mais, Melonen, Äpfel, Tomaten und immer wieder Baumwolle. HIER ist jedenfalls aus Wüste blühende Landschaft geworden. Ob dies immer so gut ist, dazu später mehr.
Khiva selber gleicht fast einem Freilichtmuseum, aber hier bewohnen die Menschen noch die Häuser in der Altstadt. Die Stadt ist lebendig und kein modernes Gebäude stört die Ansicht. Tagsüber tummeln sich auch hier viele Touri-Gruppen, aber wenn die Sonne untergegangen ist, alle Souvenirstände verschwunden sind, dann kann man in die Vergangenheit eintauchen. Ursprünglich eine Oasenstadt, ist heute davon nicht mehr viel zu sehen, wie weiter oben bereits beschrieben. Das Wüstenfeeling hat man aber noch in der Altstadt von Khiva, die von einer dicken Lehmmauer umgeben ist. Die Gebäude sind überwiegend sandfarben. Im Gegensatz zu Samarkand wurden hier noch nicht so viel mit farbigen Fliesen gearbeitet. Es gibt sogar ein Kamel!
Khiva war schon immer eine strategisch wichtige Stadt, da sie direkt am Verbindunsgweg zwischen Indien und Europa liegt. Leider ist sie auch dafür bekannt ein wichtiges Zentrum für den Sklavenhandel gewesen zu sein.
Nische beim ehemaligen Sklavenmarkt |
Heutzutage bewundern wir aber die hier anzusehenden Leistungen der Architekten. So kletterten wir auf das höchste Minarett Usbekistans. Dies ist nicht sehr alt (stammt aus dem Jahre 1910) und sieht mit seinen türkisen und roten Bändern eher aus wie ein Leuchtturm, aber von hier oben hatten wir einen super Blick auf Khiva beim Sonnenuntergang. Außerdem sagt man ja "Reisen bildet" und so lernten wir hier oben eine tolle Funktion des Smartphones kennen, nämlich die Panoramaaufnahme.
Die Sonnenuntergänge sind hier die Highlights, wenn sich die Farbe der Lehmgebäude durch die sinkende Sonne ins Rötliche ändert, sieht dies einfach super aus. So suchten wir uns für jeden Abend einen anderen Platz (Stadtmauer, Wachturm) um uns daran zu erfreuen.
Die 218 Säulen der Juma-Moschee |
Ebenfalls sehr schön ist das Pahlavon Mahmud Mausoleum mit seiner türkisfarbenen Kuppel und dem reichverzierten Innenraum. Pahlavan Mahmud war ein Philosoph, Dichter und bekannter Ringer. Als Khivas Schutzheiliger ist das Mausoleum auch für die Menschen der heutigen Zeit ein Ort um zu beten und um Hilfe zu bitten.
"Leuchtturmminarett" und Pahlavan Mahmut Mausoleum |
das unvollendete Kaltar Minor Minarett (rechts) |
eine Reisegruppe - süss nicht? |
Neben Khiva selber widmeten wir uns einen Tag dem ehemaligen Königreich Khorezm. In der Umgebung gibt es die Überreste alter Burgen.
Diese sind aus dem 6. bis 7. Jahrhundert, der Erhaltungsgrad reicht von "Lehmhaufen" bis zu imposanten Gebäuderesten und die Ausdehnung geht bis 500m x 500m. Einige von denen waren sogar von richtiger Wüste umgeben, was sie irgendwie noch Beeindruckender machte.
In Khiva verbrachten wir mehr Zeit als geplant, oder sagen wir gedacht. Es wurde hier nie langweilig, die Teehäuser sind gemütlich und abends gab es sogar Kino "for free".
Die Seidenstraße, mystisch und mit Abenteuer verbunden. Dieses Flair haben wir versucht aufzunehmen und in diese Zeit einzutauchen. Klappt natürlich nicht ganz, am ehesten noch in Khiva.
Ansonsten muss man schon von der modernen Seidenstraße sprechen. Die Länder Usbekistan, Turkmenistan und eben auch Iran gewinnen an strategischer Bedeutung. Aber unabhängig davon, auch hier ist die Zeit nicht stehen geblieben. Handys, starker Straßenverkehr, WiFi in allen Gasthäusern, moderne Fußgängerzonen und der Traum der Menschen in die USA zu gehen, verweisen auf die rasante Entwicklung auch in diesem Teil der Welt.
Aber es gibt sie noch, die Eselkarren (wenn auch auf 4spurigen Straßen), die Gemütlichkeit von Teehäusern, die quirligen Basare und die Langsamkeit des Seins.
... bis bald beim nächsten Post! |