20.08.2013 - 04.09.2013
Unser nächtes Ziel hieß "Iskander Kul" und liegt in den
Fan-Mountains.
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Iskander Kul |
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Wasserfall nahe Iskander-Kul |
Tadschikistan hat nicht nur den Pamir - wie man uns
sagte, besteht das Land zu 93% aus Gebirge und im Norden strecken sich
ebendiese auf bescheidene 5400m Höhe. Und so war die Ebene von Duschanbe
(die eher ein Hügelland ist) auch gleich zu Ende und es ging wieder
handfeste Gebirgsstraßen entlang, die ausnahmsweise auch den Namen
verdienen und von den Chinesen gebaut wurden. Unterbrechung des sanften
Reisens war ein Tunnel, der zwar einröhrig gebohrt, aber dann
offensichtlich nicht weitergebaut wurde. Die Fahrbahn zerfahren, Pfützen
auf dem Weg, dunkel, herumstehende Geräte und Ventilatoren und auch
noch Gegenverkehr. Ach ja, und 5km lang. Irgendwie war es beruhigend,
als wieder Tageslicht auftauchte. Die Einheimischen sind aber der
Meinung, daß der Tunnel eine Menge Weg spart und kein Problem ist. So
unterschiedlich können Maßstäbe sein. Also wir sind gut am Iskanderkul
angekommen und haben eine "Turbaza" bezogen.
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Ferienanlage aus alten Zeiten |
Das ist ein Bungalow in
einer ehemals sowjetischen Ferienanlage und erinnert an alte Zeiten:
Bungalows, gemeinsame sanitäre Anlagen und ein grosser Speisesaal. Dazu
Sportplatz und Strand. Das alles hatten wir aber fast für uns allein, da
hierher die Wochenendausflügler aus Duschanbe kommen und es jetzt unter
der Woche war. Hier haben wir 2 Nächte verbracht und sind dann zu Fuß
bis zum letzten Dorf in die Berge gegangen. Unterwegs am Seerand ein
Gebäude, das die Datsche des Präsidenten sein soll. Sieht schick, aber
erstmal nicht übertrieben aus. Im Dorf haben wir wieder einen Homestay
bezogen und weiter die Gegend erkundet. Die ist hier wieder sehr
gebirgig, allerdings sind die Täler enger als im Pamir, es spielt sich
alles in geringerer Höhe ab, es ist wesentlich grüner und bei weitem
nicht so rauh wie im Pamir. Bei einer Wanderung haben wir von oben 2
Leute im Fluß baden sehen (der wirklich eiskalt ist) und sind später
dort vorbeigegangen. Die Bader waren weg, also haben wir uns ans Ufer
gesetzt und in die Gegend geguckt.
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Wochenend- und Langzeitreisende |
Bis ein Herr vorbeikam und uns auf
einen Tee einlud. Wie sich herausstellte gehörte er zu einer Gruppe von
Campern aus Duschanbe (alles Kollegen), die in der Nähe Ihre Zelte
aufgebaut hatten und das Wochenende verbrachten. Auch die Bader gehörten
zu Ihnen (beide mit russischem Blut), und aus dem Tee wurden bald ein
paar Wässerchen.
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Danke, Kolja und Musafa. Dank Euch wissen wir jetzt, daß "Espresso" auch zum Frühstück geht. |
Es war ein lustiger Nachmittag, und da wir eine
Einladung zum gemeinsamen Plov-Kochen bekamen, zogen wir ganz zu Ihnen
(nicht ohne uns mit ein paar Flaschen Wässerchen zu revanchieren).Es
wurde ein schöner Sonntag, der Plov wurde mit den Wässerchen weggespült,
und die Party am Montag mit einem
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Alle schieben mit |
gemeinsamen Anschieben des Van´s
beendet (die Batterie hat die nächtliche Musik nicht verkraftet). An der Hauptstraße trennten sich unsere Wege, und unsere
Freunde ließen es sich nicht nehmen, uns ein Auto bis zu unserem
nächsten Ziel zu organisieren. Da das Auto, welches sie anhielten, ein
anderes Ziel hatte, bekam der Fahrer den Auftrag, uns den
Weitertransport zu organisieren. Obwohl wir ihm versicherten, daß wir
das durchaus selber können, hat er das dann auch gemacht und uns das
nächste Auto angehalten. So funktioniert das hier. Und so landeten wir
im Shiguli von Ali, ein Mittfünfziger, der mit einem Schulfreund
unterwegs war und die wohl den dritten Frühling feierten. Es wurde eine
lustige Fahrt mit Käse- und Melonenessen, Joghurt- und Bier- (außer
Ali) trinken, einer zerfahrenen Felge und viel Fahrspaß. Lieblingsspiel
von Ali war, auf den Gegenverkehr zuzuhalten und erst kurz davor
rüberzuziehen. Danach gaben sich die beiden "fünf". Aber wir sind gut
in Penjikent angekommen und auch die Felge war mit einem Stein schnell
wieder in Form gebracht.
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Die Kulikalon-Senke |
Penjikent selbst ist eine alte Stadt, wobei man zum Erkennen der
Altstadt viel Phantasie braucht - die Mauern aus dem 5. Jahrhundert
könnten auch Lehmhaufen sein.
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Allaoudin-Seen |
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Der Pass ist erreicht |
Hauptsächlich kann man hier
Trekkingtouren in die Fan-Mountains organisieren. Das taten wir auch und so
waren wir 5 Tage mit Guide Dorob, 2 Eseln und Ihrem Antreiber Said in den
Bergen unterwegs. Die Gegend war wieder ausnahmslos phantastisch, wir sind von Tal zu Tal gezogen und haben an herrlichen Gebirgsseen übernachtet. Die Pässe, die wir dafür tags zu überwinden hatten, näherten sich auch wieder der 4000, so daß wir froh waren, daß das meiste die Esel trugen. Außerdem ist das unser Beitrag zur Entwicklungshilfe, der garantiert nicht in dunklen Kanälen versickert.
Die 5 Tage waren schnell vorbei, und mittlerweile ist September - unser Usbekistan-Visum begann zu laufen. Und wir waren bereits 6 Wochen in Tadschikistan, und auch wenn es uns hier sehr gut gefallen hat und wir viele nette Menschen kennengelernt haben - Zeit für Neues!
Da die Grenze in Penjikent geschlossen worden war, mußten wir einen Umweg in Kauf nehmen. Und so hieß unsere letzte Station in Tadschikistan Khojand, eine Stadt am Syr-Darja und in den 7% Flachland gelegen. In dieser Ecke sieht das Land recht wohlhabend aus, was den guten Möglichkeiten für Landwirtschaft und Industrie geschuldet sein dürfte. Außerdem hat man es wohl geschafft, sich im Schutz der Fan-Mountains aus dem Bürgerkrieg herauszuhalten. Hier sind wir im Hotel "Leninabad" untergekommen.
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Khojand am Syr-Darja |
Das war dann aber auch schon der einzige Hinweis auf die langjährige Vergangenheit. Die im Reiseführer noch als Sehenswürdigkeiten erwähnten Monumente "Hammer und Sichel" oder "Marx und Lenin" oder "Lenin-Statue" waren mittlerweile alle entfernt. Auch so ein geteiltes Land: die Menschen im Pamir hatten uns eine andere Sicht auf die sowjetische Vergangenheit erzählt, von der dort noch einiges mehr erhalten ist.
Super und sehr lebendig geschrieben !!! Man hat teilweise echt einen staubigen Geschmack im Mund ;-) , wenn man über die Straßenverhältnisse liest ! Ihr scheint ja wieder mal richtig viel zu erleben und - soweit ich das lesen konnte- ausschließlich auf nette Leute zu treffen. Hier in "good old Germany" geht alles seinen gewohnten Gang. Es wir jetzt Herbst, beim Aufstehen (5.30 Uhr) ist es jetzt dunkel und langsam werden die Heizungen aufgedreht. Passt weiterhin gut aufeinander auf und habt eine gute Zeit. Bis bald, liebe Grüße sendet Euch Heike.
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