31.12.2013 - 04.01.2014
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Koreanische Staatsbahn |
Für die Anreise nach Pyongyang hatten wir den Zug gewählt. Zugreisen
in China sind ein angenehmes Reisen, und auf koreanischer Seite wollten
wir natürlich das Leben außerhalb Pyongyangs sehen. Die
Grenzformalitäten auf chinesischer Seite waren wieder mal schnell
erledigt, die Koreaner nahmen sich mehr Zeit, waren aber weder
unfreundlich noch übertrieben gründlich. Vollkommen normal. Auch in den
anderen Abteilen unseres Waggons sahen wir nichts besonderes. Außer daß
die koreanischen Reisenden kistenweise Orangen mitnahmen. Der Zug hätte
auch in die DDR gehen können.
Aus dem Zug war erst einmal viel normales tägliches Leben zu sehen. Die
Leute gingen Ihrer täglichen Arbeit nach. Wobei das "gingen" wörtlich zu
nehmen ist. Wir sahen auf den Straßen größtenteils Fußgänger und
Radfahrer, auch außerhalb der Orte.
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Man geht seinen Besorgungen nach |
Einige wenige Traktoren und LKW.
Keine PKW. Die Straßen sauber geschoben, aber ohne Belag. Kinder spielen
auf den Eisflächen und laufen Schlittschuh. Soweit nichts besonderes.
Da es schon dunkel wurde, konnten wir auch feststellen, daß für
Straßenbeleuchtung auf dem Land kein Strom verschwendet wird. Es sah
recht arm aus, wobei das keine Schande ist. Treibstoffe müssen importiert
werden. Der Zug selber war nicht nagelneu, aber in Ordnung. Die
Bahnlinie war nicht so topfeben wie auf chinesischer Seite.
Nach der Ankunft in Pyongyang bezogen wir erstmal unser Hotel
"Yanggakdo", ein moderner 43-stöckiger Wolkenkratzer. Abendessen (BBQ)
gab es danach in einem unscheinbaren Restaurant in der Stadt, in das wir
per Bus gefahren wurden. Danach Karaoke im "Diplomatenclub" (war nicht
unser Ding, wir können beide nicht singen), aber die Jugend hat sich
produziert.
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Silvester auf dem Kim-Il-Sung-Platz |
Und dann machten wir uns auf zum Kim-Il-Sung-Platz zum Feuerwerk. Dort
strömten auch ein paar tausend Pyongyanger hin um Silvester zu feiern
und ins Jahr Juche 103 zu rutschen. Und was sollen wir sagen? Sie tun es
wie wir, freuen sich am Feuerwerk, telefonieren mit ihren Handy's (wer
hat) und trinken dabei ein Bier. Wir gingen ein Stück in die Menge gratulierten uns gegenseitig zum neuen Jahr, wobei der koreanische Satz hierfür ein echter Zungenbrecher ist. Auch ein Foto war mal
drin. Nordkoreaner sind also auch ganz normale Menschen. Sehr
beruhigend. Nun standen wir hier und es war überwältigend, und Chrissi kamen sogar mal kurz die Tränen.
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Feuerwerk über dem Juche-Turm |
Als das Feuerwerk vorbei war, zerstreuten sich die Massen
recht schnell (es waren einige Grad unter Null) und auch wir wurden ins
Hotel zurückgebracht. Für die nächsten Tage war Programm angesagt, also ausschlafen war nicht. Wir sollten ja die DPRK
kennenlernen, wie sie sich selbst sieht. Damit das Ganze nicht zu lang wird, habe ich die Besichtigungen in
verschiedene Schwerpunkte eingeteilt, so daß das nachfolgende kein
zeitlicher Ablauf ist.
Die Denkmäler
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Das Kim-Mausoleum |
An den Denkmälern führt hier kein Weg vorbei. Sie sind Schwerpunkt der
Tour und wohl auch wichtig, um die DPRK wenigstens ein bißchen zu
verstehen. Und es gibt davon viele. Die Portraits von Präsident Kim Il
Sung und Genosse Kim Jong Il (unsere Guides verwendeten immer die volle
Bezeichnung bei Nennung der Namen) waren uns schon auf der Zugfahrt und
in der Stadt an den öffentlichen Gebäuden aufgefallen, und jetzt waren
die Mausoleen an der Reihe. Die Mausoleen heißen hier "
Kumsusan Palace of the Sun" und befinden sich im ehemaligen
Regierungsitz Kim Il Sungs, ein an sich schon sehr großes Gebäude. Das
wurde mit gigantischem Aufwand zum Mausoleum für beide umgebaut. Rolltreppen und Laufbänder bringen die Besucher über hunderte
Meter ins Mausoleum. Links und rechts Bilder der Beiden. Über sehr
großzügige Gänge geht es in die Halle mit dem Sarg. Danach eine Halle mit einer Ausstellung Ihrer
nationalen und internationalen Verdienstmedaillen, danach Ausstellung der
Verkehrsmittel (Auto, Eisenbahnwagen, Schiff). Dann das Ganze für den
Zweiten noch einmal. Alle aufgezählten Räume sind Marmor ausgekleidet.
Ein krasser Gegensatz zu den Kleinstädten und Dörfern, die wir neben der
Bahnlinie gesehen haben. Ehrenerweisung durch alle, auch uns, und das ganze 3 mal pro Sarg.
Eine Erzählerin erzählte im ehemaligen Aufbahrungssaal mit weinerlicher Stimme über den unersetzlichen
Verlust (der vor 19 bzw. 2 Jahren Verstorbenen).
Sorry, das hier roch für uns
sehr nach Personenkult, obwohl es erst der erste Besichtigungspunkt war. Wahrscheinlich hatten wir dieses Gefühl, weil die Anlage so übermächtig ist, gleich zwei Kim's hier liegen (uns ist nicht ganz klar, welche ebenso großen Verdienste der Sohn hat) und wir den Vergleich zu anderen Mausoleen haben. Ho Chi Minh's Mausoleum hatte bei uns einen sympathischen Eindruck hinterlassen. Er war der Vater der Nation. Man
ehrt ihn, huldigt ihm aber nicht. Auch Mao seins ist vergleichsweise
dezent. Aber hier hatten wir das Gefühl, als wäre Gott selbst hier
einbalsamiert.
Allerdings hat uns das koreanische Publikum noch eine
Denkaufgabe mitgegeben: von den koreanischen Besucherinnen haben einige bitterlich
geschluchzt. Und der (sehr große) Gedenkpark um das Mausoleum war gut gefüllt mit
Spaziergängern (der 1. Januar ist auch hier Feiertag).
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Der Heldenfriedhof |
Ein weiteres wichtiges Denkmal für die Koreaner ist der Friedhof
für die Helden des Befreiungs- und Koreakrieges. Diesen gab es schon
seit den Kriegen, ist allerdings erst in den 80ern auf groß und auch hier wieder - richtig groß - umgebaut worden, natürlich zu einem Ehrentag eines der Führer, in diesem Fall von Kim Il Sung. Ein Bergrücken bei Pyongyang
beherbergt die Gräber und Büsten (und freie Plätze für die noch
Lebenden), umgeben von Fresken mit Kriegsdarstellungen. Wieder Ehrenerweisung
durch alle, an diesem Ort aber ohne komisches Bauchgefühl. Auch ein paar Blumen hat unsere Gruppe niedergelegt.
Kriegsdenkmäler gibt es überall, aber diese Größe konkurriert doch ernsthaft
mit den russischen Denkmälern. Nebenbei bemerkt: ich persönlich fand den Dresdener
(DDR)Ansatz, eine Ruine als Mahnung stehen zulassen, den
wirkungsvollsten. Krieg ist nicht sauber geharkt, und ein
Stelenlabyrinth macht auch keine Grausamkeiten nacherlebbar.
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Kim Il Sung (links); Kim Jong Il (rechts) |
Ebenfalls sehr wichtig sind 2 riesige (28m) Statuen von Präsident Kim Il
Sung und Genosse Kim Jong Il. Und wieder mit vollem Programm:
Ehrenerweisung (das geht nicht ohne
), Blumen niederlegen, die Geschichte des Baues der Statuen
hören. Für uns zu sehr personenfixiert. Aber wieder die Denkaufgabe: die
Koreaner selbst kommen zu Hunderten mit der ganzen Familie an ihrem freien Tag hierher.
Nicht als Statisten für uns paar Touris (falls jemand auf die Idee kommen sollte),
wir haben das auch gesehen, wenn wir nur an der Anlage vorbeigefahren
sind.
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Juche Denkmal |
Auch die von Kim Il Sung entwickelte Juche-Ideologie (nach der die
Zeitrechnung benannt wurde, s.o.) hat Ihr Denkmal bekommen. Es soll eine
Weiterentwicklung von Marx/Engels/Lenin/Hegel sein und ist die
Lebensleitlinie in der DPRK. Das Denkmal gewährt auf jeden Fall einen
schönen Überblick über Pyongyang - es ist ein 150m hoher Turm plus 20m
Fackel zur Erleuchtung. Im Eingangsbereich sind geschätzte 100 Tafeln
der Studiengruppen aus aller Welt angeschlagen. Deutschland hat keine,
Österreich, die Schweiz oder Norwegen schon.
Nicht ganz so bedeutend ist das Denkmal für die Chollima-Bewegung, für
uns aber interessant, das sie das Gegenstück zur
Hennecke/
Hockauf-Bewegung der 50er Jahre in der DDR ist.
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Denkmal der Chollima-Bewegung |
Diese haben
immerhin Straßennamen bekommen, Senftenberg zum Beispiel hat noch seine
Adolf-Henneke-Straße.
Weitere Denkmäler sind das Vereinigungsdenkmal, auch ein großes Thema in
der DPRK, ein Triumphbogen im Gedenken an den Unabhängigkeitskrieg
gegen Japan, ein Denkmal für die Arbeiterpartei sowie viele mehr, die wir
nur im Vorbeifahren aus dem Busfenster gesehen haben.
Museen
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US Militärschrott |
Pyongyang's größtes Museum dürfte mit einiger Sicherheit das
Militärmuseum sein. Es ist (wieder mal) riesig. Und bis auf Kim Il Sungs Statue im
Eingangsbereich (Ehrenerweisung, zum Glück die Letzte auf diesem Trip) ist es von den Informationen, Exponaten
und auch technisch sehr gut gemacht. Es gibt, wie in Vietnam auch,
amerikanische Militärausrüstung zu sehen, die Geschichte des
Koreakrieges ist aus hiesiger Sicht dargestellt und mit vielen Fotos
belegt und ein Rundkino läßt Schlachtfeldfeeling aufkommen. Stolz
präsentiertes Glanzstück, und das zu recht, ist die USS Pueblo, einziges
amerikanisches Schiff, was von einer fremden Macht beschlagnahmt ist.
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USS Pueblo in Pyongyang |
Man bekommt es von oben bis unten gezeigt und kann unschwer erkennen,
daß es ein Spionageschiff ist, was da 1972 in DPRK's Gewässern kreuzte.
Dazu gibt es eine Dokumentation dessen, was danach an Berichterstattung
ablief: es war ein Zivilschiff, es war in internationalen Gewässern,
die Mannschaft wurde hingerichtet usw. Kaum etwas davon stimmte. Es
endete mit einem Entschuldigungsschreiben der USA, welches den Koreanern
wie Öl runtergeht. Und das Museum als Ganzes könnte einen glatt auf die
Idee bringen, daß die Nordkoreaner nicht die einzigen Bösen in diesem
Spiel sind. Vor allem, wenn man kurz zuvor das War Remnants
Museum in Ho-Chi-Minh-Stadt gesehen hat.
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Die Verhandlungsbaracken, dahinter der Süden |
Ein weiteres klug kalkuliertes Highlight war ein Besuch in der
demilitarisierten Zone (DMZ) in Panmunjom nahe Kaesong. Das ist der Ort,
an dem sich Nord und Süd, respektive Nord und USA unterhalten, wenn sie
es dann tun. Bis Kaesong führt eine Autobahn. Links und rechts konnten
wir die gleichen Beobachtungen wie schon auf der Zugfahrt machen.
Kaesong selbst sieht nicht so protzig wie Pyongyang-Zentrum aus, aber
auch nicht bettelarm. Nur Autos fahren nur seeehr vereinzelt. Auf der Autobahn waren wir alleine.
In der DMZ wurden wir natürlich von einem Militär begleitet, der alles
erklärte und Fotoerlaubnis gab.
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Das Waffenstillstandsabkommen |
Richtig gelesen, es gab Fotoerlaubnis,
und davon weit mehr als erwartet für diesen sensiblen Ort. Also, wir
standen unmittelbar an der Grenze, die an dieser Stelle keinen Zaun hat
(bzw. er ist zurückversetzt). Der Besuch der Verhandlungsbaracke, mit
den Eingängen von Nord und Süd, hatte schon etwas Gänsehautfeeling hervorgebracht. Wir haben uns die Hände über den
Tisch gereicht, wie man es sich in echt wünschen würde (dafür musste einer von uns natürlich in den Süden - kein Problem). Und das alles auf Foto gebannt (inclusive der
amerikanischen Kameratechnik, die uns bei unserem Treiben beobachtet
hat), das hätten wir so nicht erwartet. In weiteren Gebäuden hat man während des Krieges verhandelt bzw.
das Waffenstillstandsabkommen unterzeichnet. Dazu gab es viele Bilder
und Originaldokumente.
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Handschlag Nord - Süd |
Interessant hierbei: Zur Unterzeichnung des Waffenstillstandes sind die USA nicht mit ihrer Flagge erschienen, sondern mit der der UN.
Einen Friedensvertrag gibt es auf Betreiben der
USA immer noch nicht. Es gibt wenig Grund, es nicht zu glauben.
Und es gibt den ständigen Manövern des Kriegsgegners vor der Küste eine bedrohendere Dimension. Gratulation liebe Koreaner, eine gelungene Veranstaltung.
Tägliches Leben
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Pyongyang |
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Auch Pyongyang |
Wir wissen zwar nicht ob der Veranstalter die gleiche Einteilung
vorgenommen hat, aber ein wichtiger Teil für uns war, etwas vom täglich
Leben der Menschen hier zu sehen. Schließlich kann man nach der
Berichterstattung über die DPRK glauben (die im Moment wieder seltsamste
Blüten treibt, ich meine die Hammer- und Hunde-Story) daß hier kein
Leben stattfindet und man sich in einem Schwarz-Weiß-Film wiederfindet.
Dieses Bild wurde gleich in der Silvesternacht erschüttert, als wir
zusammen mit tausenden Pyongyangern auf dem Platz standen und uns frei
bewegen konnten - eine der wenigen Gelegenheiten. Aber auch sonst stand
zu dem Thema einiges im Programm.
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Bio-Kabinett (mit Kim's, geht nicht ohne) |
Wir haben eine Schule besucht. Das war zwar am Feiertag, aber wir
bekamen zwei Klassenräume gezeigt. Einer davon war der Geschichtsraum,
da ist man hier schmerzfrei (auf den Wandtafeln ging es um die
Geschichte der 2 ersten Kim's). Der zweite war ein Biologiekabinett mit einheimischen Tieren. Ansonsten ist das Schulsystem mit 12
Klassen für alle, kostenlos und Pflicht für alle.
Schulkinder haben wir trotzdem noch gesehen, sie haben ein kleines
Programm für uns aufgeführt.
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Skaterpark in Pyongyang |
Ansonsten waren wir bowlen, Eislaufen und in einer Kaffeebar, jeweils
gut besetzt mit Pyongyangern. Wer jetzt meint, daß das alles elitär ist:
wir sind auch ein paar Stationen Metro gefahren. Die ist russischen
Stils, das heißt jede Station ist anders ausgebaut. Und wieder haben
einige Stationen davon das Thema "Unsere Führer", das geht hier nicht
anders.
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Metrostation mit Zeitungsständer |
Und ebenfalls frei von elitärem Geruch dürfte ein Zwischenstop in einer
kleineren Stadt namens Sariwon sein, wo wir einen unscheinbaren
Erholungspark in der Stadt besichtigt haben. Ein Hügel mit Aussicht, Teich,
Spazierwege, Büdchen und Restaurants, die man als feste Büdchen
umschreiben könnte. Eine Dimension, die wir hier erwarten würden.
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Im Erholungspark Sariwon |
Nichts Besonderes, eben alltäglich, gerade deswegen interessant. In einem davon haben wir
Makuly getrunken. Das war
natürlich nicht außerhalb des Protokolls, aber unter den gegebenen
Umständen das Machbare.
Fazit
Sind wir jetzt schlauer, was in der DPRK passiert? Ein klares Jein. Wir
reisten in Gruppe, das geht hier noch nicht anders. In den sauren Apfel
mußten wir beißen. Freizeit gab es im doppelten Sinn nicht:
eigenmächtige Ausflüge waren untersagt und ehrlich gesagt blieb dafür
auch keine Zeit. Wir waren von früh bis spät auf Achse. Direkte Kontakte
zur Bevölkerung waren
nicht verboten, die Gelegenheiten durch die
Umstände und die Sprachbarriere aber sehr eingeschränkt. Das mag Absicht
sein, ist aber mehr als wir erwartet hätten. Die Leute selber sind sehr
zurückhaltend gegenüber Ausländern, das teilen sie aber mit der Hälfte
der Weltbevölkerung. Auch mit Deutschen (wenn man die ausnimmt, die mit
dem Baseballschläger auf Ausländer zugehen). Sie gehen auch nicht
gesenkten Hauptes durch die Straßen oder so ein Quatsch.
Die auffällig vielen (unbewaffneten) Leute in Armeeuniformen im Land
erklärten unsere Guides offen mit der "Armee zuerst" Weisung ihres
Präsidenten. Oberste Priorität hat die Landesverteidigung. Das kann man ihnen nicht verdenken. Bisher ist noch kein
Land ungestört einen eigenen Weg gegangen, wie immer der auch aussieht.
Präsident Kim Il Sung und Genosse Kim Jong Il werden Gott gleich
verehrt. Es fängt auch beim Großen Führer Kim Jong Un schon wieder
so an. Das ist für uns als Atheisten sehr befremdlich und auch ein
bißchen unheimlich. Möglicherweise sind Katholiken da verständnisvoller?
Die entscheidende Frage ist, wie die Leute selbst damit klarkommen.
Unsere Guides sprechen immer voller Hochachtung. Es ist ihre Pflicht.
Die Gedenkstätten waren an den freien Tagen stets gut von Familien und
anderen Leuten besucht. Das ist kaum ihre Pflicht.
Wir wurden gebeten, Fragen zur Menschenrechtslage nicht direkt zu
stellen und stattdessen Augen und Ohren offenzuhalten. Alle haben sich
daran gehalten. Wir haben uns stattdessen über Familie, Kinder,
Ausbildung und Arbeit unterhalten. Vieles davon ist wie überall. Manches
ist besser als fast überall (Ausbildung). Die Frage nach der
Religionsfreiheit (habe ich in der Verfassung verankert gefunden, die in den
Souvenirläden zu haben ist) hat unser Guide mit einem klaren "Ja"
beantwortet. Ob es Leute gibt, die Religion praktizieren? Ja, aber meist
Alte. An was er selbst glaubt? An die Juche-Idee.
Wir hoffen, wir haben Euch ein paar Anhaltspunkte zur Bildung einer
eigenen Meinung zusätzlich zu den Mainstream- Informationen gegeben.
Zusammensetzen müßt Ihr diese selbst.
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Kinderbelustigung in Pyongyang |
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