Montag, 8. September 2014

Vanuatu - Black Magic, Kava und Vulkane

24.07.2014 - 05.09.2014

Seaside von Port Vila
Man könnte sagen, wir haben Australien fluchtartig verlassen: unter den teuren Varianten haben wir die schnellste genommen und sind von Alice Springs quasi direkt nach Vanuatu geflogen, Umsteigezeit in Sydney 2 Stunden. Der Empfang in Port Vila war exotisch: während wir an Immigration und dann Zoll standen, hörten wir die ganze Zeit Musik. Als wir dann vom Zoll in die Empfangshalle kamen, stand dort eine Stringband und machte Livemusik, bis der letzte abgefertigt war. Das waren wir. Danach war die Show abrupt zu Ende, die Musiker klemmten die Instrumente unter den Arm und gingen (es war halb 2 nachts). Deshalb gibt es leider weder Foto noch Video.
In Port Vila landeten wir erstmal in einem Hostel, das von einem Australier geführt wird. Nicht schlecht, aber er hatte leider ein langes Werk mit Verhaltensregeln aus Australien mitgebracht. Darauf hatten wir gerade überhaupt keinen Bock und haben uns schnell was neues gesucht.
Parlamentshaus von Vanuatu
Port Vila ist eine der angenehmsten Hauptstädte der Welt. Sehr übersichtlich (44000 Einwohner), schön gelegen, nette Leute, keine Hektik, erträglicher Verkehr, sehr sicher, fern von perfekt, und trotzdem alles da, was Tourist so braucht (z.B. Eisläden!!).
In Port Vila haben wir nicht viel mehr gemacht als die weitere Erkundung Vanuatus "geplant". Das stellte sich als teuer oder langwierig heraus. Teuer, da Vanuatus Tourismus an die regelmäßig anlegenden Kreuzfahrtschiffe angepaßt ist. Langwierig, da lokale Schiffe zu den anderen Inseln nur im Wochenrhythmus verkehren. Also warteten wir fast eine Woche auf eine Fähre, die uns zur nächsten Insel brachte. Die Zeit wurde aber nicht lang: der Unabhängigkeitstag rückte näher, und die ganze Woche davor war jeden Abend Party: Livemusik, Tanzshows, lokales Essen und Kava.

Malekula
Unser Gasthaus in Lamap / Malekula
Die Fähre brachte uns auf die Insel Malekula, wo ein Festival stattfand. Während Port Vila auch nach unseren Maßstäben eine Stadt ist, landeten wir hier mitten im traditionellen Leben Vanuatus. Schweine, Kühe, Hühner und Hunde laufen durch das Dorf. Man kümmert sich um den Garten, wenn es sein muß, geht fischen, und sitzt ansonsten herum und redet mit dem Nachbarn. Eile gibt es hier nicht. Der Dorfchef hat das letzte Wort. Nahrung liefern Garten, Busch und Meer. Hungern haben wir hier niemand sehen. Oder wie stand in der "Vanuatu Times": "hat einer keinen Job in der Stadt, muß er zurück auf's Land: das ist unser [einziges] soziales Netz". Noch scheint es gut zu funktionieren, das Land gehört noch immer weitgehend den Einheimischen.
Familie auf dem Weg zum Garten
Das Festival war gut gemacht. Traditionelle Tänze, traditionelles Leben (wie macht man was: baut ein Haus, stellt Waffen her, Medizin, Kakao und Kopra, Kava, kocht Essen), alte Geschichten wurden erzählt, und Spiele gezeigt. Einen Tag die der Männer, den zweiten Tag die der Frauen. Dazwischen gab es " Refreshments" (Pampelmuse) und lokales Essen mit allem, was die Natur so bietet. Seitdem ist Vanuatu für uns das Referenzland für Pampelmusen, noch nie haben wir leckerere gegessen. Wermutstropfen: wir waren unter den anderen Touristen die Kurzzeitreisenden: die meisten kamen mit eigener Jacht und sind schon seit mehreren Jahren unterwegs.

Ambrym
Nichts für schwache Nerven...
Die Vulkaninsel Ambrym stand nicht direkt auf unserer Wunschliste (wir wollten nur nach Tanna), aber wir hatten vom Schiff aus ein rotes Glühen am Himmel gesehen, und das wollten wir uns dann doch aus der Nähe ansehen.
Ambrym ist zwar in Sichtweite gelegen, aber nicht leicht zu erreichen. Regulären Verkehr gibt es nicht, fliegen geht nur über Port Vila. Unser Gasthaus kümmerte sich, bis die Schweißperlen liefen, aber ohne Erfolg. Zum Glück bekamen wir nach ein paar Tagen Wartezeit die Telefonnummer eines Bootsmannes in die Hand, und so landeten wir im Boot von James. Als wir starteten, waren wir zu viert. Er wollte noch ein paar Passagiere abholen, na gut. Dann waren wir zu zehnt, damit wäre das Boot eigentlich sehr gut gefüllt. Was wir nicht wußten, wir saßen in einem Kavaboot.
Mondlandschaft auf Ambrym
Wichtige Fracht, damit Ambrym gut schlafen kann. Darum kamen dann nochmal 800kg Kavawurzeln ins Boot. Dazu kommt, daß die 18km Wasser zwischen Malekula und Ambrym "Pazifik" heißen - Qualitätssiegel für Wellengang. Also vergeßt alles, was wir über Bootfahren entlang der Küste in PNG geschrieben haben. Hier gab es mehr Adrenalin!
Ambrym ist bekannt für Black Magic und seine beiden Vulkane. An erstere glaubt hier fast jeder und wir bekamen regelmäßig Geschichten erzählt: von Feinden bekämpfen, Regen machen bis Lavaströme stoppen.
Die beiden Vulkane (Marum und Benbow) sind zwei der wenigen Stellen auf Erden, an denen es Lavaseen zu sehen gibt. Ein 7-stündiger Aufstieg brachte uns an den Kraterrand. Mit dem Wetter hatten wir wieder mal Pech: es regnete hier oben, windete und wir waren mitten in den Wolken.
Brodelnder Lavasee
Aber ab und zu blies der Wind für ein paar Sekunden den Nebel weg - was wir dann sahen, war spektakulär: vielleicht 200m unter uns war ein rot leuchtender, wild kochender Lavasee, und es wurde sofort heiß im Gesicht. Darin müssen bestimmt die baden, die zur Hölle fahren... Leider haben wir von der Umgebung und dem Krater an sich gar nichts gesehen.
Danach war wieder einige Tage warten auf das nächste Schiff nach Port Vila angesagt. Deswegen ist der Blog auch wieder etwas länger ausgefallen. Das war diesmal ein 'richtiges' Schiff. Allerdings ein Cargoschiff, auf dem noch ein paar Bänke für Passagiere stehen. Hauptladung war, ja ratet mal: Kava. Nicht 11 Säcke, sondern ein paar hundert.
Heiße Pools am Strand
Dazu eine große Lieferung Baumaterial für eine Insel zwischendurch. Bis Port Vila dauerte es mit allen Stops dann 29 Stunden, bequem war das nicht. Und, in dem Zusammenhang haben wir einen neuen Rekord zu vermelden: der Kahn kam in Ambrym 19 Stunden später als angekündigt an, das ist die längste Wartezeit bisher.




Efaté
WW II - Museum
In Port Vila haben wir erst einmal unsere Visa verlängert - zu viel Zeit hat das total relaxte Warten auf die Schiffe gekostet. War ja auch kein Problem, weil ließ sich mit dem Warten auf das nächste Schiff verbinden ;-).
In der Zwischenzeit liehen wir uns auch noch ein Moped, und fuhren einen Tag lang um die Insel Efaté (die, auf der Port Vila liegt). Eine der Überraschungen am Rande war ein kleines WW II-Museum (2.Weltkrieg), wo ein Einheimischer alle möglichen Hinterlassenschaften der Amerikaner zusammengesucht und sehr interessant präsentiert hat. Schon gewußt, daß Coke-Glasflaschen am Boden unterschiedlich beschriftet waren? Oder daß die ersten amerikanischen Hubschrauber ein Russe entworfen hat? Ansonsten, bitte bedauert uns, es hat wieder mal viel geregnet...

Tanna
Vulkan Yasur - seit 800 Jahren aktiv
Das Boot, auf das wir jetzt gewartet hatten, war wieder ein Cargoboot und sollte uns zur Insel Tanna bringen. Das tat es auch, aber mit 24,5 Stunden Verspätung, da irgendwas nicht funktionierte. Also haben wir gleich im Hafen auf dem Schiff übernachtet. Spart eine Nacht Hotel und zeitiges Aufstehen... Zwei Proberunden im Hafen hat es gebraucht, bis der Kapitän auf die hohe See gestartet ist.
Tanna hat auch einen Vulkan, und zwar einen, der ständig erbricht (äh, ausbricht). Heißt, man kann darauf warten. Wir haben uns in der Nähe einquartiert, und schon den ganzen Tag über waren alle paar Minuten Geräusche von Donnergrollen bis zur Explosion zu hören. Am späten Nachmittag stiegen wir dann zum Yasur auf, in dem Fall war das nur eine Stunde - man könnte sich auch bis fast an den Kraterrand fahren lassen. Der Vulkan ließ sich nicht lange bitten, und mit viel Getöse flogen die Lavafetzen, und der Boden wackelte. Als es dunkel wurde, hatte das was von Feuerwerk an sich. Ein sehr beeindruckendes Naturschauspiel.
Feuerwerk in groß
Diesmal haben wir uns ernsthaft bemüht, nach Port Vila zurück zu fliegen. Zum Glück haben wir nachgefragt, wie es mit Gepäck aussieht. 10kg Limit, darüber ein heftiger Aufpreis. Wer reist mit so wenig Gepäck? Selbst wir nicht. Also haben wir wieder mal 4 Tage auf ein Cargoschiff gewartet. Mittlerweile haben wir gelernt, uns nicht dabei zu langweilen. Wir waren noch ein zweites mal auf dem Vulkan, immer wieder eine Reise wert. Außerdem hatte Lenakel ein Hospital mit ständig anwesenden Ärzten (das ist Luxus hier!) - und die brauchte ich. Würmer zogen unter der Haut ihre Bahn, und um von Würmern gefressen zu werden, ist es noch etwas früh, oder? Aber was bei Katzen geht, geht auch beim Menschen - eine Wurmkur hat den Tierchen den Garaus gemacht.
Zur Schiffsreise gibt es nicht viel zu sagen: das Schiff startete überpünktlich (nur 4 Stunden Verspätung), war unbequem wie immer und das Schiff hatte schon was von Seelenverkäufer. Aber solange es schwimmt wird es wohl noch Jahrzehnte von Port Vila nach Tanna und zurück fahren. Und es schwamm bis Port Vila, sonst gäbe es ja diesen Blogeintrag nicht ;-).
Als erstes haben wir uns in Port Vila um ein Flugticket gekümmert. Im Pazifik dünnen auch die Flugrouten aus, es wird nicht alles täglich bedient. Und so mußten wir auf den optimalen Flug 5 Tage warten. Aber diese Grundfähigkeit Weltreisender haben wir hier in Vanuatu fast bis zur Perfektion vervollkommnet.



Traditionelle Sandzeichnungen
Ende des Unabhängigkeitstages (Malekula)
Laplap-Zubereitung auf traditionelle Art (das kann man essen; Festival Malekula)
Männertanz auf dem Festival auf Malekula
Und das ist der Frauentanz



Höchstwichtig: Kavabereitung (Festival Malekula)


Das Cargoschiff von Ambrym nach Port Vila
Straßenverkaufsstand auf Efate
Warten auf das Cargoschiff auf Tanna - es gibt Schlimmeres (Blick vom Guesthouse)
Dorf auf Malekula
Noch mehr Feuerwerk
Warten auf das Cargoboot auf Ambrym - 19 Stunden lang
Wurmspuren
Und wer bis hierher gelesen hat: zur Belohnung Feuerwerk mit Ton!

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