Die Fußgänger-Grenzstation von China nach Vietnam ist selbst eine
Sehenswürdigkeit und hat Touristenzentrum, Parkplatz und Ticketcounter.
Zu sehen sind die Befestigungsanlagen aus Kaisers Zeiten. Als
Grenzgänger konnten wir natürlich ohne Eintritt durch.
China hat uns sehr nett verabschiedet (eine freundlich lächelnde Beamtin
hat die Pässe gestempelt) und Vietnam freundlich begrüßt.
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kurz vor Vietnam |
Keine Fragen,
keine Kontrollen.
Unsere erste Station war die Hauptstadt Hanoi, ein Gewühle aus gefühlten
Millionen Mopeds. Oder ist es gar nicht nur gefühlt, denn wenn nur
jeder zweite Eines besitzt, dann kommt das schon hin. Sie sind überall -
auf der Fahrbahn in der richtigen Richtung, in der falschen Richtung,
auf dem Bürgersteig und in den Läden und Hotels. Im Unterschied zu China
sind diese hier aber noch fast alle mit Benzinantrieb.
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Mopeds - überall |
Nachdem wir uns einigermaßen wieder daran gewöhnt hatten, konnten wir uns den zwei Sachen widmen, wegen denen wir hier sind.
Das Erste war organisatorischer Natur. Wir mussten wieder mal ein Visum
besorgen, nämlich das für Myanmar. Dies verlief hier viel relaxter als
dies beim Chinesischen der Fall war, allerdings auch nicht ganz so easy
wie das Vietnamesische.
Der Kundenstrom in der Botschaft war eher ein Rinnsal, also sehr
überschaubar. Der Soldat vor dem Tor war sehr nett, die Angestellten
freundlich und geduldig. Allerdings brauchten wir für den Antrag einen
Reiseplan mit entsprechenden Flug- und Hotelreservierungen. Hierfür
brauchten wir etwas Zeit, Internet, Word und Excel.
Dann kamen noch vier Tage Bearbeitungszeit dazu, die wir für Hanoi und einen Abstecher in die Halong- Bucht nutzten.
Doch zuerst zu Hanoi. Die Altstadt ist Unesco- Kulturerbe und so nahmen
wir uns Zeit, dies zu erkunden. Leider spielte das Wetter nicht so ganz
mit, so dass wir einen Teil in diesem Nieselregen machten.
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der Flaggenturm |
Die Altstadt
erkennt man an den engen Gassen. Die alten Häuser und kleinen Tempel
mussten wir aber ganz schön suchen. Das Interesse lag also nicht in
Augenhöhe der Souvenir-, Klamotten-, Schuh- und Schmuckläden, sondern
darüber. So entdeckten wir schicke Wohnhäuser und kleine unscheinbare
Tempel. Leichter zu finden war der Ngoc Son Tempel.
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Ngoc Son Tempel |
Er liegt inmitten
des Huan Kiem Sees in der Altstadt. Der Tempel ist einem General
gewidmet, der im 13. Jahrhundert die Mongolen besiegt hat. Der Tempel
ist sehr klein, liegt zwischen Pflanzen und Räucherkerzen versteckt. Da
er leicht über eine kleine Brücke zu erreichen ist, tummelten sich hier
aber viele Touris und auch Einheimische, die sich beim "beten" nicht
stören ließen. Wir beobachteten das Ganze eine Weile, bis es wegen dem
Regen zu ungemütlich wurde. Also brachen wir den Rundgang ab. Für den
Abend kauften wir uns Karten für das nur in Vietnam existierende
Wasserpuppentheater.
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Wasserpuppentheater |
Hier wird auf einer Wasserfläche mit Holzpuppen,
die zum Schutz mehrfach lackiert sind, Alltags- und Mythengeschichten
dargestellt. Die Puppen werden von Spielerinnen und Spielern geführt,
die im Wasser und hinter einem Bambusvorhang stehen. Begleitet wird das
Ganze von einer Musikgruppe, die live spielt und singt. Es hat viel Spaß
gemacht, dies anzuschauen.
Auch sehr schön ist der Tempel der Literatur.
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Tempel of Literature |
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Konfuzius |
Dies ist ein
Gebäudekomplex, welcher Anfang des 11. Jahrhunderts gegründet wurde und
Konfuzius gewidmet ist. Hier befand sich auch die erste Universität
Vietnams (1076). Die Anlage und die Gebäude sind gut erhaltene
vietnamesische Architektur, die es nicht mehr allzu oft gibt. Neben dem
historischen Hintergrund gab es an dem Tag aber auch noch das moderne
Vietnam zusehen. Viele, wirklich viele, feierten ihren Abschluss an
diesem Ort. Sie waren sehr festlich gekleidet und folgten auch der
amerikanischen Tradition, die dafür berühmten Hüte in die Luft zu
werfen.
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Abschluss geschafft - juchhu!!! |
Der Tempel selber besteht aus mehreren Abschnitten, die immer durch
einen Hof gekennzeichnet sind. Diese habe Gärten, einen Teich oder sind
gepflastert und dann mit z. B. Bonsaibäumen bestückt.
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im Tempel of Literature |
Natürlich war für uns das Ho-Chi-Minh-Mausoleum Pflicht.
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Ho-Chi-Minh-Mausoleum |
Hier merkten
wir, wie die Menschen hier in Vietnam diesen Mann immer noch verehren.
Die Atmosphäre spiegelte dies wunderbar wieder. Onkel Ho sieht sehr
friedlich aus, an den Händen konnte man erkennen, das er auch "echt" ist
(erinnert sonst eher an eine Wachsfigur). Das Mausoleum ist ein großes
Gebäude auf einem großen Platz. Eigentlich passt dies gar nicht zu dem
kleinen Mann, der zu Lebzeiten sehr bescheiden gewesen ist. Dies konnten
wir uns anschauen im direkt nebenan befindlichen ehemaligen
Präsidentensitz. Ein etwas größeres Haus für repräsentative Zwecke,
ansonsten normale Häuser und bescheiden eingerichtete Zimmer. Der
Fuhrpark bestand aus 3 gespendeten PKW, zwei Russische und ein Peugeot.
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die zwei russischen Autos des Onkel Ho |
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Onkel Ho in Masse... |
Dann der Schock:
Als wir mit den Massen das Ende des Rundganges erreicht
hatten, prangte uns in prallen Lettern Pepsi-Reklame entgegen - ob das
in Onkel Ho's Sinne wäre?
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Wirklich so gewollt? Pepsi-Werbung im Hintergrund |
Auch sehr interessant war das Museum zum "Ho-Chi-Minh-Trail". Hier wurde
beeindruckend dargestellt, wie ein kilometerlanges Geflecht an
Versorgungswegen durch den Dschungel entstanden ist.
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im HCM-Trail Museum |
Mit viel
Menschenkraft, unterstützt durch Fahrräder und anfangs auch noch
Elefanten konnten LKW passieren und auch eine Kommunikationsleitung
entstehen. Leider befindet sich das Museum im Außenbereich von Hanoi,
dorthin zu kommen also etwas mit Aufwand verbunden, aber es lohnt sich.
Die meiste Zeit aber verbrachten wir in Cat Ba, einer kleinen, sehr
angenehmen Stadt auf der gleichnamigen Insel.
Diese Insel liegt bei der
bekannten Halong- Bucht. Die Hotelsuche hier war super easy und so
hatten wir ein Zimmer mit Balkon und Seeblick für sechs Dollar. Da blieb
noch Geld für Ausflüge in die Umgebung übrig.
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Blick von unserem Hotelzimmer auf die Bucht von Cat Ba |
Der Höhepunkt sollte eine Schiffstour mit einer Übernachtung sein. Die
Tour begann bei schönem Wetter und mit netten anderen Touris. Wir
schipperten durch schwimmende Fischfarmen und die berühmten Karstfelsen.
Diese sollen der Legende nach der Rücken eines Drachen sein, der hier
ins Meer getaucht ist. Da die Felsen leicht erodieren entstehen bizarre
Formationen
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Halong-Bucht |
und viele Tunnel. Um diese zu erkunden machten wir einen
Stop und fuhren mit dem Kajak näher an die Felsen heran und auch drunter
durch. Aus diesem Blickwinkel war die Land- bzw. Seeschaft noch
schöner.
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macht viel Spass - Kajak fahren - vor allem hier! |
Mit diesen schönen Eindrücken ließen wir uns das Mittagessen
schmecken, welches lecker war. Auf dem Weg zu einer kleinen Höhle taten
sich immer wieder neue Ausblicke auf, die vom Dach des Schiffes aus
genossen. Auch der Höhlenbesuch war schön, aber da sollten wir später
noch verwöhnt werden. Zum Abschluss dieses Tages gab es die Möglichkeit,
baden/ schwimmen zu gehen. Nach anfänglichem zögern, entschloss sich
Andrė ins nicht ganz so warme Wasser zu gehen. Da plötzlich bekam der
bis dahin schöne Tag eine Wende. Wir mussten feststellen, dass unsere
Rucksäcke aufgemacht und ca. bis zur Hälfte durchwühlt wurden. Wir
stellten den Tourguide zur Rede, der uns die Gelegenheit gab, die
Rucksäcke ohne weitere neugierige Blicke zu prüfen. Auf den ersten Blick
fehlte nichts, aber der Tag und auch die Tour waren gelaufen. Wir
fuhren zurück zur Stadt, regelten das Finanzielle, tranken ein Frustbier
und planten nun den nächsten Tag. Da die Insel noch einiges zu bieten
hat, war dies auch kein Problem. So liehen wir uns ein Moped. So einfach
war dies bisher noch nie - Geld bezahlen und Moped bekommen - kein
Vertrag, kein Ausweis, nix. So mobil erkundeten wir die Insel. Dazu
gehört die sogenannte "Hospitalcave". Dies ist eine Höhle tief in den
Karstfelsen, die im Vietnamkrieg als Krankenhaus für die Soldaten
genutzt wurde. Sie ist natürlich gut getarnt und so tief im Fels, das
keine Bomben ihr was anhaben konnten.
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die Hospital-Cave |
Ein Großteil der Insel ist als Nationalpark geschützt. Hier lebt die
gefährdetste Affenart der Welt, die Goldkopflanguren. Diese haben wir
dann logischerweise auch nicht gesehen, als wir einen Tag im Park waren.
Leider gab es, außer viel Grün auch sonst wenig zusehen.
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viiieeel grün |
Das lag unter
anderem daran, daß unsere Gruppe zu groß für nur einen Guide war.
Trotzdem war es ein schöner Tag, der mit einer Bootsfahrt endete
(ausgerechnet mit dem Schiff, welches wir zwei Tage zuvor vorzeitig
verlassen haben). Die Zeit hier verging so schnell, dass wir es nicht
mal geschafft haben baden zu gehen.
Unsere nächste Station hieß Phong Nha National Park. Wir erreichten
diese mit einer Nachtzugfahrt. Alles in allem ok, aber es gab keinen
Schaffner der uns rechtzeitig Bescheid gab, wenn wir da sind. Das letzte
Stück fuhren wir mit dem Taxi.
Der erste Tag hier war leider verregnet, aber die nächsten Tage machten
dies wett. Einen Tag fuhren wir mit dem Rad
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ein kurzer Fotostopp |
durch den Nationalpark mit
dem Ziel, uns eine Höhle anzuschauen. Das mit der Höhle hat nicht
funktioniert, da die Strecke weiter war als wir dachten und es doch ein
paar Steigungen gab, die wir schieben mussten. Leider funktionierten bei den
Leihrädern die Schaltungen nicht besonders. Aber es war trotzdem ein
schöner Tag, an dem wir auch zwei Schlangen gesehen haben.
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eine von Zweien... |
Der
Nationalpark ist für seine Höhlen bekannt - zwei davon haben wir uns
angesehen:
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in der Phong Nha Höhle |
1. Phong Nha Höhle: Der Name bedeutet "Höhle der Zähne", da der Eingang
früher mit Stalagtiten ausgestattet war. Die sind heute verschwunden, zum
Glück aber nur am Eingang. Durch diese 55 km lange Höhle fließt ein
Fluss. Demzufolge haben wir sie auch mit einem Boot befahren. Die erste
Teilstrecke (die normale Touristenroute) ist beleuchtet, so dass wir uns
an den prachtvollen Formationen erfreuen konnten. Das zweite Teilstück
ist unbeleuchtet und mit Helm und Kopflampe ausgerüstet ging es da
hinein. Die Krönung war zum Schluss noch eine Begehung tiefer in die
Höhle hinein.
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Super schön! |
Hier ging es über Felsen hoch und runter - zum Glück gab
es ab und zu Stege und Seile als Hilfsmittel.
Wieder im beleuchteten Teil verließen wir das Boot und gingen durch die
Höhle. Das war auch toll und hier hatten wir auch ausreichend Zeit zu
fotografieren.
2. Paradies-Höhle: Diese Höhle wurde erst spät entdeckt und ist auch
erst seit 2011 für Besucher zugänglich. Sie ist aber schon touristisch
so gut erschlossen, dass Besucher jeden Alters dieses Wunder bestaunen
können. Wir sind diesmal mit dem Moped gefahren, damit wir auch wirklich
Zeit für die Höhle hatten.
Und.... sie hat noch mal alles getopt!
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Blick in die Paradise-Cave - Atemberaubend!!!! |
Es ist eine trockene Höhle. Sie liegt weit oben in den Karstfelsen. Sie
soll mit 31 km Länge die größte Trockenhöhle der Welt sein. Und
tatsächlich, diese Größe verschlug uns fast den Atem. Obwohl nur ca. 1 km zugänglich ist, ist dies schon atemberaubend. Ich weiß gar nicht, wie
ich dies hier ausdrücken soll. Da wir recht zeitig da waren, hatten wir
diese gigantische Höhle mit den superschönen Formationen anfangs auch
noch fast für uns alleine. So konnten wir sogar hören, wie das Wasser
Musik machte. Einfach toll!
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Stalagtiten, die wie Fächer aussehen |
Wir waren froh, dass wir uns für den Besuch der Höhle entschieden
hatten. Einmal wegen der Höhle selber, aber auch wegen dem Dorf und den
Menschen hier, die alle so nett und liebenswert sind. Und auch der
Kaffee und die Fruchtshakes waren Spitze.
Trotz allem, nach vier Tagen hieß es wieder Rucksäcke packen.
Wir fuhren nach HoiAn. Auf dem Weg dorthin besuchten wir die "Tunnel von
Vinh Mog". Diese wurden im Vietnamkrieg von den Dorfbewohnern gebaut,
um sich vor den Bomben zu schützen. Sie bestehen aus 3 Etagen und
reichen bis 30 m in die Tiefe. Jede Familie hatte einen kleinen Bereich
für sich, und der ist wirklich klein.
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nicht wirklich viel Platz! |
Es gab ein "Krankenhaus" in dem
auch 17 Kinder zur Welt kamen (die heute ungefähr in unserem Alter sind), ein Meetingroom für gemeinsame Treffen
(Hochzeiten, Kino, ...) und Lagerräume für Lebensmittel und auch Waffen.
Auf unsere Frage, warum die Bewohner nicht geflohen sind, sagte man
uns, dass dieses Gebiet wichtig für die Versorgung der Armee in Richtung
Süden war und deshalb alle hier blieben.
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und abwärts geht's |
Das Tunnel zum Überleben der
Menschen beitrugen, konnten wir uns gut vorstellen, als wir eine Luftaufnahme sahen, die die unzähligen Bombenkrater zeigte.
In HoiAn selber haben wir alte Tempel des Volkes der Cham angeschaut.
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Steinarbeiten - einige der Wenigen, die hier noch zu sehen sind |
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ein kleiner Tempel, noch fast verschwunden |
Diese heißen "My Son", was "schöner Berg" bedeutet. Die Ruinen stammen
aus 9./10. Jh. Von den ca. 70 Gebäuden haben nur zwanzig die
Bombardements der Amerikaner überstanden. Einen Großteil der Figuren und
Ornamente haben aber die Franzosen vorher schon nach Paris gebracht.
Zur Zeit versucht man die Anlage zu rekonstruieren, was sich jedoch als
äußerst schwierig erweist. Alle bisher rekonstruierten Stellen werden
binnen kurzer Zeit von Moos bewachsen und damit wieder dem Zerfall
preisgegeben.
Die alten Ziegel werden nicht vom Moos befallen. Wieso
dies so ist, hat bisher noch keiner herausgefunden. Gebaut wurden die
Tempel mit ungebrannten Ziegeln, die dann mit Verzierungen versehen
wurden und erst danach wurde Feuer genutzt um sie zu härten.
HoiAn selber hat noch eine erhaltene Altstadt.
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HoiAn bei Nacht |
Die Stadt war ein
wichtiger Handelshafen im 15. bis ins frühe 20. Jh. Vor allem Chinesen
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... ein Pekinese??? |
und Japaner hinterließen ihre Spuren in HoiAn. Davon zeugen u.a. die
japanische Brücke,
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die japanische Brücke |
die Versammlungshallen der einzelnen chinesischen
Provinzen sowie Tempel und Pagoden. Auch ein paar Wohnhäuser sind
erhalten und werden von den Familien schon seit mehreren Generation
bewohnt. Trotz dieser vielen interessanten Sachen hat uns HoiAn als
Stadt nicht besonders gefallen. Eine Stadt, die auf jeder Liste von
Gruppenreisen steht, hat hier in Vietnam oft den Nebeneffekt, dass Touris als Melkkühe
angesehen werden. Hier mussten wir immer aufpassen, nicht übers Ohr
gehauen zu werden. Dies strengt an und wir konnten die Stadt nicht so
richtig geniessen.
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Bananen zu verkaufen... |
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die Fähre ist noch nicht ganz voll |
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... und noch mehr Obst |
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Räucherkerzen |
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Lampignons |
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gut beschützt oder gut bewacht? |
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harte Feldarbeit |