Donnerstag, 15. August 2013

Tadschikistan - die Pamirregion

22.07.2013 - 15.08.2013 

Die ersten Stunden verliefen noch auf kirgisischem Gebiet durch ein Flußtal aufwärts. Hinter einem Ort namens Sary Tash weitete sich das Land, und vor uns lag die nördliche Bergkette des Pamir, mit z.B. so bekannten Bergen wie dem Pik Lenin. Leider stauten sich an den Bergen die Wolken, so daß die Spitzen nicht zu sehen waren. Schade. Wir bogen auf den Pamir Highway ein, der hier eine ganz normale einspurige Straße ist. Kurz darauf war die Grenze zu Tadschikistan erreicht. Die Grenzkontrollen dauerten zwar lange, waren aber problemlos. Eigentlich wissen wir das gar nicht, da es der Fahrer erledigt hat (was hier immer so ist, wie wir an jedem Checkpoint gemerkt haben).
Unsere erste Station war am Karakul See. Das ist doppelt gemoppelt, denn "Kul" heisst See.
See
Der Kara-Kul (See)
Es ist ein sehr grosser tiefblauer See in einer durch Ihre Trostlosigkeit beeindruckenden Hochebene auf 3914m. Im Hintergrund sind die Eisriesen des Pamirs zu sehen. Besser wären sie allerdings ohne Wolken zu sehen gewesen...
Wir haben hier in unserem ersten "Homestay" übernachtet. Das ist hier die typische Unterkunft außerhalb der Städte (gibt es aber auch dort). Der Gastgeber hat entweder ein paar Räume für Gäste übrig oder macht einen bei Bedarf frei. Der Rest der Örtlichkeiten wird gemeinsam benutzt und Essen ist auch meist im Preis enthalten.
Wir haben uns noch den Ort angesehen, weiß gestrichene flache Häuser, eine Schule, ein Laden, Brunnen, und uns gefragt, was die Leute hier so tun. Außer das es Versorgungsposten am Pamir Highway ist, züchtet man hier Vieh, welches allerdings derzeit auf den Sommerweiden ist. Deshalb war das Dorf um diese Zeit auch ziemlich ausgestorben.
Am nächsten Tag fuhren wir dann weiter nach Murgab, eine "größere" Stadt am Highway, in einem weiten baumlosen Tal auf immerhin 3500m gelegen.
Das Städtchen Murgab
Hier wollten wir unsere ersten Ausflüge machen. Alles war arrangiert, am nächsten Tag nur noch fix unser 90-Tage-Visum registrieren und ab...  Wurde leider nichts, dieses Visum ist nur in Khorog (300km entfernt) registrierbar, und wir sollen uns beeilen, das auch zu tun. Scheixx Bürokraten, aber als Deutscher kennt man das ja. Also alles abgeblasen, Fahrgelegenheit organisiert und erstmal nach Khorog. Das geht über den Rest des Pamir Highways. Der erste Teil ist immer noch Hochebene, mit sehr schönen Bergformationen dazwischen. Dann geht es hinunter ins Gunt-Tal, und die Landschaft wird echt spektakulär. Rechts eine riesige Wand, links Eisberge mit Namen wie Marx, Engels, Majakowski.
Khorog ist Hauptstadt von GBAO (Berg Badakshan autonomer Oblast) und wesentlich wohnlicher als Murgab. Es ist grün, es gibt wieder Bäume, einen Park. Die Registrierung war mit Hilfe des Jeep-Fahrers schnell erledigt. Ein Homestay auch schnell gefunden. Also kümmerten wir uns um weitere Unternehmungen. Eine sehr interessante Tour ist diese durch den Wakhan-Korridor, ein Tal, welches sich Tadshikistan mit Afghanistan teilt. Da Transport hier teuer ist, hingen wir Zettel zur Suche nach Mitfahrern aus. 
Um die Wartezeit nicht in der Stadt zu verbringen, machten wir in der Zwischenzeit einen Ausflug aufs Land, in ein Tal namens Jizev. Die Fahrt mit dem Auto endete an einem Fluß, an dem eine Seilbahn aufs andere Ufer führte. Keine östereichische Kabinenbahn, sondern ein Holzkasten mit einer Kurbel. Von dort waren es dann 2,5h zu Fuß bergan bis ins erste Dorf. Landschaft wie so oft spektakulär. Gleich im ersten Haus fanden wir Unterkunft - ein ganzes Pamiri-Haus für uns!
"Unser" Pamiri-Haus von innen
So ein Pamiri-Haus sieht von außen aus wie ein eckiger Lehmhaufen mit Fenster, aber von innen: viel Teppiche, 5 Säulen für die 5 Heiligen, eine vierstufige Holzdecke (fur Himmel, Feuer, Wasser, Erde), erhöhte Sitz- und Schlafplätze, Solarlicht, sehr schön. Und es funktioniert gut. Obwohl die Hochlandsonne den ganzen Tag daraufschien, war es abends noch angenehm kühl. Wahrscheinlich funktioniert das auch im Winter andersherum: es soll hier Temperaturen bis -40°C geben.
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Ein See im Jizev-Tal
Hier haben wir dann Wanderungen den Fluß hinauf unternommen und uns das Leben in den Dörfen angesehen. Auch hier war das Vieh auf der Hochweide, aber da die Böden hier gut sind, wird auch angebaut: Weizen, Gerste, Kartoffeln, Zwiebeln, Tabak. Auf unseren Wanderungen sind wir auch imme wieder zum Tee eingeladen worden. Gastfreundschaft wird im Pamir großgeschrieben.
Zurück in Khorog hatten sich dann auch Leute für die Wakhan-Tour gemeldet, ein schweizer-französisches Paar und eine solo-reisende Schweizerin. Wir einigten uns schnell und es konnte losgehen. Die nächsten 3 Tage ging es dann am Pyanj-Fluß (ein Vorläufer des Amu-Darja) entlang, der hier die Grenze zu Afghanistan bildet.
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Yamchun-Fort im Wakhan-Tal. Dahinter Afghanistan.
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Eine wirklich heiße Quelle
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Geheime Zeichen (Petroglyphen)
Wir haben alte Forts gesehen (das Tal war Teil der südlichen Seidenstraße), uralte Petroglyphen und in heißen Quellen gebadet. Dazu wie immer schöne Landschaften. Leider hat der Hindukusch seine Spitzen viel zu oft in den Wolken versteckt. Am 4. Tag machte leider der Jeep schlapp (Kühlerschaden), zum Glück nahe des Pamir-Highway, und wir haben die Tour mit einem chinesischen Kleinbus beendet. Und so waren wir wieder in Murgab (s.o.) und nahmen unsere früheren Planungen wieder auf. 

Unsere Bekannte vom ersten Aufenthalt, eine kirgisische Studentin, hat dann auch alles wieder angerührt und so fanden wir uns zu einem "Yurtstay" gaaanz weit draußen wieder.
"Unsere" Jurte
Das ist dann sozusagen die schon erwähnte Sommerweide, und außer 3 Frauen und 2 Jungs waren dort noch 40 Yaks und 50 Ziegen und Schafe. Wir sind wieder wandern gewesen (bis auf ~5000m) und haben uns das äußerst einfache Leben angesehen. Das aber anscheinend seinen Reiz hat, da die Familie erst vor einigen Jahren aus Murgab dorthin gezogen ist. Also: man ißt hier viel frisch gebackenes Brot, dazu frischen Yak-Kefir, heizt mit Yak-Fladen (Holz gibt es nicht), wäscht sich im Fluß, und sucht sich zum Kacken einen Platz mit schöner Aussicht. Der Tagesablauf richtet sich nach dem Sonnenstand, und nachts gab es Frost. Uns hat es hier sehr gut gefallen. Wir haben auch schon mal geübt:
Yakmelken; Arbeitskampf inclusive! (Insiderscherz)
Christiane hat ein Yak gemolken [kam sogar was raus :-)] und André eines geritten.
Zurück in Murgab startete gerade ein Festival zu Ehren kirgisischer Pferde mit Reiterspielen und Folklore. Das war recht interessant, auch wenn die Anzahl der Reiter ziemlich klein (12) war. Es ging um das Aufheben von Gegenständen während des Reitens, Kämpfe auf den Pferd (den anderen vom Pferd ziehen) und ein Jungs-Mädel-Reitspiel, das wir leider nicht verstanden haben.
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Ringkampf zu Pferde

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Aufheben von Gegenständen - nicht ganz einfach!
Von Murgab ging es dann wieder den bekannten Pamir-Highway zurück nach Khorog, was aber auch beim zweiten mal immer noch eine Augenweide ist (s.o.). Hier ist dieser Bericht entstanden, und wir bereiten die Weiterreise nach Duschanbe bzw. Tadschikistan vor. Die Leute hier legen schon Wert darauf, "Pamiri's" zu sein, was auch dem Bürgerkrieg Anfang der 90er geschuldet ist, als GBAO (die Pamirregion) mehrere Jahre von der Außenwelt abgeschnitten war.

Mittwoch, 14. August 2013

Zentralasien - ein kurzer Abstecher nach Kirgistan

18.07.2013 - 21.07.2013

Kirgistan, nicht so geplant und doch hier gelandet. Da der Flug nach Bischkek nur etwa die Haelfte vom Flug nach Duschanbe gekostet hat, sind wir nun hier angekommen.
Mit Pegasus-Airline, einem tuerkischen Billigflieger, landeten wir frueh um 4.00 Uhr in Bischkek. Mit dem “Airportbus” , der bei sieben Passagieren, schon kaum mehr Platz fuers Gepaeck hatte, fuhren wir zum Osch-Basar. Mit uns eine Gruppe junger Polen, die ebenfalls nach Osch wollten. So taten wir uns zusammen und sahen uns nach einer Transportmoeglichkeit um. Die war auch relativ schnell gefunden, aber gefahren sind wir erst gegen Mittag. Erst mussten die Polen noch fuer ihre geplante Tour zum Peak Lenin Gas besorgen, was laenger gedauert hat, als gedacht. Dann brauchten wir Zeit um unser ganzes Gepaeck zu verstauen, wobei unsere Rucksaecke den kleinsten Teil einnahmen.
Wie kriegen wir das bloss alles da rein?
Als es endlich soweit sein sollte, kamen uns nun auch noch Polizisten (echte oder falsche – wir hatten keine Ahnung) dazwischen. Wir behielten unsere Paesse fest in den Haenden, so wie die auch ihre “Dienstausweise” nicht hergaben. Naja, nach ein bisschen Smaltalk und etwas genauerem untersuchen der Polen waren die weg – allerdings auch unser Fahrer. Das hiess wieder warten und wir hatten doch noch 600 km vor uns!
Die Fahrt selber fuehrte dann von ca. 800m Hoehe ueber eine Serpentinenstrasse in die Berge. Kurz vor einem Pass durchfuhren wir einen Tunnel, der nie und nimmer vom ADAC als auch nur ausreichend bewertet werden wuerde. Er war lang, dunkel, schmal und irgendwie waren wir alle froh, als dann, nach einer halben Ewigkeit, wieder Licht zu sehen war. Danach ging es gemaessigter bergab, wir sahen die ersten Jurten und kirgisischen Pferde. Am Strassenrand wurde Pferdemilch verkauft.
Die Strasse nach Osch
Nach ca. 11 Stunden kamen wir endlich in Osch an, wieder auf 800m Hoehe. So, jetzt hiess es nur noch eine Unterkunft finden. Uns half dabei eine Restaurantbesitzerin, die im “Osch-Guesthouse” anrief und uns so den Weg zeigen konnte. Da es schon lange dunkel war, war er gar nicht so leicht zu finden. Das Gasthaus befindet sich in der 4. Etage eines Neubaublocks, auch als Platte bekannt, und ist Mini. Aber es ist der Anlaufpunkt der Rucksackreisenden und somit ein wichtiger Ort, den man kennen sollte.
Ein Zimmer bzw. Bett war dort allerdings nicht frei und so gingen wir in einen anderen Block und bezogen ein Bett auf dem Balkon und die Couch im Wohnzimmer.
unsere erste Bleibe - vorn die Couch, im Hintergrund der Balkon
Gleich am anderen Morgen zogen wir aber wieder um, in ein einfaches Zimmer mit eigenem Bad im Hotel “Taj Mahal” – es war sogar noch ein stueckchen preiswerter.
Unser Hauptanliegen in Osch war es, Leute zu finden, mit denen wir einen Jeep nach Murgab (Tadschikistan) teilen und wenn moeglich auch noch eine Nacht am Karakul-See (hoechster See Tadschikistans)  bleiben konnten. In Osch beginnt der beruehmte, zu sowjetischen Zeiten gebaute, Pamir Highway, der bis Khorog in Tadschikistan geht. Unser Ziel Murgab ist von Osch ca. 420 km entfernt. Die Organisation des Jeeps und die "Zusammenfuehrung" von Interessenten lief dann ueber das Osch-Guesthouse, dessen Besitzer (eindeutig Moslem) Deutsch sprach , sehr nett war und uns somit sehr geholfen hat. Es fand sich ein Paar (Englisch/Amerikanisch), die ebenfalls fahren wollten und so hatten wir das schneller erledigt als gedacht . Deshalb hatten wir noch Zeit uns Osch anzusehen.
Osch, der Ueberlieferung nach ueber 3000 Jahre alt, liegt am Rande des Ferghana-Tals. Von diesem Alter ist leider nicht viel zusehen, im Gegenteil, es ueberwiegen die russischen Neubauten.
der Neubaublock, in dem auch unser Zimmer war
Aus der moderneren Zeit kann man sich Statuen ansehen, auch noch von W.I.Lenin.
W. I. Lenin
Alisher Navoi











Ausserdem gibt es einen Hausberg, der sich Thron von Suleiman nennt. Von diesem hat man einen schoenen Blick ueber die Stadt.  Fuer die Einheimischen ist es ein wichtiger Pilgerort und sogar in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen.
Thron des Suleiman
Ansonsten haben wir die Zeit auf dem Basar (Zahnpasta gekauft) und  einem Park verbracht. In dem Park gab es viel Spiel und Spass fuer Kinder, schachspielende Kirgisen und Eis!!!
frisches Brot auf dem Basar
Schaschlik im Park
Kulinarisch war es nicht allzu spannend.  Es gibt hier Kebab und Schaschlik, eine Art Nudelsuppe (Lagman) und mit Fleisch gefuellte Teigtaschen (Manteu, gekocht; Samsa, frittiert).
die Moschee von Osch
gekochte gefuellte Teigtaschen - Manteu
 Am 21.07.13 ging es dann frueh los Richtung Tadschikistan, davon spaeter mehr...