Dienstag, 24. September 2013

Usbekistan - Die berühmten Städte der Seidenstrasse

05.09.2013 - 17.09.2013 

Die Grenzformalitäten nach Usbekistan waren unkomplizierter als gedacht. Auch mit unserem vom Konsulat per Hand geänderten Visum gab es keinerlei Probleme. Spannend war, was uns hinter der Grenze erwartete.
Da unser Reiseführer immer noch davon ausgeht, dass man die Grenze bei Penjikant nimmt, um nach Samarkand zu kommen, stand natürlich über diesen Grenzübergang (bei Khojand) gar nichts drin. Was zuerst auffiel, lokalen Transport, wie z. B. Busse oder gemeinsam genutzte Taxis schien es hier nicht zu geben. So stiegen wir in die Verhandlungen mit einem Taxifahrer ein und erreichten dann auch, dass er uns nicht nach Taschkent, sondern nach Samarkand fuhr. Der "Vertrag" beinhaltete jedoch eine Überraschung. Zuerst fuhren wir in Richtung Taschkent bis Gulistan. Dort stoppte unser Taxifahrer ein anderes Auto, lud uns um und machte uns klar, dass alles bezahlt sei und wir ja kein Geld mehr rüberreichen sollten. So landeten wir in einem nagelneuen Chevrolet Lacetti, der von der Fabrik zum Laden überführt wurde. Dies schien dem Fahrer aber egal zu sein, denn wir waren meistens die Schnellsten.
Durch den Umweg hatten wir jetzt nochmal ca. 2 Stunden Fahrt vor uns. Im Aussenbereich von Samarkand passierte dann nochmal das Gleiche, aber jetzt wussten wir ja bescheid
!
Bei der Fahrt fiel uns auf, dass wir vom Land der "Opels" (der 'Volkswagen' Tadschikistans ausserhalb des Pamirs) und "Mercedes" (oft gesehen in Duschanbe) ins Land der "Daewoos" und "Chevrolets" (alles eine Firma heute) gekommen sind. Andere Fahrzeugtypen sieht man hier sehr selten, ausgenommen natürlich Ladas und Moskvichs.
Und so kamen wir am späten Nachmittag in Samarkand im Gasthaus "B&B Bahodir" an und bezogen unser Zimmer.

Samarkand
Samarkand - die "Steinerne Stadt" haben wir auch mit 1000- und einer Nacht verbunden. Auf alle Fälle zählt Samarkand zu den ältesten Städten der Welt und wurde bereits vor 2750 Jahren gegründet. Seine Blütezeit erlebte es unter islamischer Herrschaft, wobei die Lage an der Seidenstrasse viel zum Reichtum der Stadt beigetragen hat. Vor allem aus dieser Zeit sind noch Bauwerke (Moscheen, islamische Akademien, Mausoleen) erhalten, die zum grössten Teil restauriert sind. Bevor wir uns aber diesen widmen konnten, brauchten wir erstmal Geld und das ist in Usbekistan ein Ding für sich.
ein Haufen Geld
Der Umtauschkurs für den Euro liegt bei ca. 1 Euro : 3400 Usbekische Sum (UZS). Wenn man also 100 Euro tauscht für den Kurs “3400”, so erhält man 340.000 UZS - klingt gut nicht? Wenn dann aber der grösste Schein ein 1000er (Wert ca. 30 Eurocent) ist, dann wird's spannend. Man erhält mehr als drei Bündel Geld, jeder immerhin mit 100 Scheinen und soll diese dann checken . Bisher hat das Geld auf den Punkt gestimmt.
Doch nun zurück zu Samarkand. Mit ausreichend Geld in der Tasche gingen wir auf Entdeckungstour. Hier alle Bauwerke zu beschreiben wird Euch und uns ermüden, deshalb sagen wir einfach mal, welche uns am besten gefallen haben.
Shah-I-Zinda
Ganz oben auf der Liste steht die Strasse der Mausoleen (Shah-I-Zinda). Der Name bedeutet "Grab des Lebenden Königs". Es ist wirklich eine kleine Straße mit aneinandergereihten Räumen bzw. kleinen Bauwerken (die innen schön kühl sind), in denen Familienangehörige und nahestehende Bekannte von Timur und Ulug'bek ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Einige dieser Mausoleen sind prächtig verziert mit blauen Ornamentfliesen oder Wandbildern, andere sind eher schlicht, haben aber auch ihren Charme. Auch ein Cousin des Propheten Mohammed soll hier liegen, was nicht nur Touristengruppen hierher zieht, sondern auch viele einheimische Gläubige.
Danach folgt das Mausoleum von Amir Timur. Neben der wunderschönen Halle unter einer blauen Kuppel, war hier die  Atmosphäre für uns das Ausschlaggebende. Jede Gruppe (also die Einheimischen) beendeten die Besichtigung mit einem Gebet. Manchmal störten dabei die Reiseführer der Touri-Gruppen, da diese ihre Erklärungen einfach fortsetzten. Wenn diese aber nicht da waren, entstand eine sehr schöne Stimmung.
Mausoleum Amir Timur

Die anderen Gebäude haben auch alle ihren Reiz, sie seien hier erwähnt, aber nicht näher erläutert:
Platz Registan mit der Ulugbek Medressa, Sher Dor (Lion) Medressa und der Tilla – Kari Medressa und die Bibi-Khanym-Moschee.

Registan Platz
Bibi-Khanym-Moschee
Die Stadt kann man meistens unter schattigen Bäumen erkunden und so auch in den neueren Teil gelangen. Hier befinden sich Verwaltungsgebäude, viele Geschäfte und auch Mahnmale und andere Denkmäler, z. B. die von Amir Timur oder Rudaki (na, noch bekannt wer das war?).
Amir Timur
Wir haben hier die Post in Anspruch genommen und Andrés Fotoapparat reparieren lassen.
Highlight war dann eine Weinverkostung. Denn in Samarkand steht eine Weinfabrik, die Ende des 19. Jh. von einem russischen Weinfan gegründet wurde. Heute ist diese Fabrik zu 51% staatlich, die restlichen 49% gehören den Arbeitern und Angestellten. Die Trauben für die Weine und Cognacs kommen aus ganz Usbekistan und die Sorten sind sehr zahlreich. Von der Ernte geben die Bauern 50% an die Fabrik und 50% behalten sie selber. Dies macht sich auf den Märkten (hier Basare genannt) bemerkbar, hier gibt es viele und ganz leckere Weintrauben zu kaufen.
Lecker!
Die Weinverkostung beinhaltete eine kleine Museumsführung und dann die Probe von 10 Getränken, darunter 8 Weine, 2 Cognacs und ein Kräuterlikör (der hieß hier wirklich so und war richtig lecker). Interessant war, dass die Herstellung von trockenen Weinen hier äußerst schwierig ist, da die Trauben aufgrund der klimatischen Bedingungen sehr sehr viel eigenen Zucker besitzen. Deshalb liegt das Augenmerk hier auch auf halbtrockenen Weinen und Dessert-Weinen. 



Neben dieser Köstlichkeit haben wir in Samarkand noch einen Eisladen in unser Herz geschlossen, 
... auch Lecker!!!
der superleckeres Softeis hatte.
Nach vier Nächten in Samarkand zog es uns weiter und so fuhren wir mit dem Bus nach Buchara.

Buchara existiert ebenfalls schon sehr lange (unter anderem wurde sie durch Dschingis Khan erobert und zerstört), die heute zu sehenden Bauwerke stammen jedoch überwiegend aus der Zeit des 16. und 17. Jahrhunderts. Sie gilt als die heiligste Stadt Usbekistans.
Das Zentrum ist noch sehr gut erhalten und beherbergt Moscheen, Minarette, Medressas und überdachte Basare. Die noch im vorletzten Jahrhundert offenen Kanäle und Brunnen, die oft Auslöser von Epidemien wie die Pest waren (das Durchschnittsalter im 19. Jh. lag bei 32!!!), sind durch die Sowjetunion modernisiert wurden. Trotzdem riecht es hier und da heute noch an manchen Stellen unangenehm.
Was fiel uns zuerst hier auf – es gab kein Softeis
!
Und was noch: Hier tummelten sich viele Reisegruppen, die das Straßenbild bestimmten und leider auch die Preisentwicklung. Wir mussten z. B. lange suchen, um ein Zimmer für den akzeptalen Preis von 25$ zu bekommen. Auch eben mal eine Kleinigkeit essen war nicht so einfach, da es sich im Budget gleich niederschlug. Nun war es im Vergleich zu deutschen Preisen nicht wirklich teuer, aber beim Reisen haben wir immer das örtliche Niveau im Blick und damit verglichen, waren die Preise merklich hoch.
Vom Drumherum nun zu den Sehenswürdigkeiten.
Das Kalon (bedeutet „Groß“ in Tadschikisch)-Minarett:
Das Kalon-Minarett
Erbaut im Auftrag von Arslan Khan im Jahre 1127 war es zu dieser Zeit das höchste Gebäude in Zentralasien. Selbst Dschingis Khan war davon so beeindruckt, dass er es von der Zerstörung verschonte. Es ist 47 m hoch und das Fundament reicht bis zu 10 m in die Tiefe. Die 14 Ornamentringe haben alle ein anderes Design und es wurden zum ersten Mal blau glasierte Fliesen verwendet. Eingerahmt wird das Minaret von der Kalon-Moschee und der immer noch als islamische Akademie existierende Mir-i-Arab Medressa mit ihrer strahlenden blauen Kuppel.
 


Der älteste Gebäudekomplex ist der sogenannte „Ark“, eine königliche Stadt in der Stadt. Die Außenmauern sind sehr beeindruckend, im Inneren ist jedoch nur ein kleiner Teil zu besichtigen, bei unserem Besuch war dann auch noch das Museum geschlossen.
Der "Ark" - Eingangstor
Zu sehen sind die Freitagsmoschee aus dem 17. Jahrhundert (leider auch nur von außen), der Thronsaal, in dem die letzte Krönung eines Emirs 1910 stattfand und dessen Dach 1920 durch ein Bombardement zusammenbrach sowie Ställe und ein Raum, in dem Musikinstrumente gelagert wurden.
Das Gefängnis haben wir besucht, aber wirklich gelohnt hat es sich nicht. Ist für Engländer vielleicht interessant, da hier Colonel Charles Stoddart und Captain Arthur Conolly gefangen waren, die 1842 auf Geheiß des Emirs enthauptet wurden.
Ein Mausoleum möchten wir hier noch erwähnen, nämlich das Ismail Samani Mausoleum, welches 905 fertiggestellt wurde und somit das älteste muslimische Bauwerk der Stadt ist. Mir gefällt es ganz besonders, da es an sich sehr schlicht ist, jedoch ein aufwendig gemachtes terracottafarbenes Mauerwerk besitzt, welches sehr robust ist und so die Jahrhunderte fast ohne Restaurierungen überstanden hat.
Ismail Samani Mausoleum - schlicht und deshalb schön
Wir haben uns auch den Sommerpalast des letzten Emirs angeschaut, aber dieser war jetzt nicht sooo interessant.
Auf dem zentralen, wie gesagt, sehr touristischen Platz gibt es eine Statue von Hoja Nasreddin
Hoja Nasreddin
auf seinem Esel, eine Art Till Eulenspiegel des islamischen Raumes.Später (in Khiva) haben wir einen Film über ihn gesehen, der ihn uns sehr sympathisch machte, da er mit viel Witz das Geld von Reich nach Arm umverteilte.







Sowjetzeit=Mützenzeit
Ist nicht ganz was man denkt...
 
Ansonsten war Buchara ok, aber es wird nicht unsere Lieblingsstadt werden.


Dies können wir eher von Khiva sagen. Der Weg dorthin führt durch die Wüste Kysylkum. Von dieser haben wir aber auf den ca. 6h Fahrt nur sehr wenig gesehen. Riesige Gebiete sind über ein Kanalsystem vom Amu Darja bewässert, und statt Sand und Saksaul gibt es Kartoffeln, Mais, Melonen, Äpfel, Tomaten und immer wieder Baumwolle. HIER ist jedenfalls aus Wüste blühende Landschaft geworden. Ob dies immer so gut ist, dazu später mehr.
Khiva selber gleicht fast einem Freilichtmuseum, aber hier bewohnen die Menschen noch die Häuser in der Altstadt. Die Stadt ist lebendig und kein modernes Gebäude stört die Ansicht. Tagsüber tummeln sich auch hier viele Touri-Gruppen, aber wenn die Sonne untergegangen ist, alle Souvenirstände verschwunden sind, dann kann man in die Vergangenheit eintauchen. Ursprünglich eine Oasenstadt, ist heute davon nicht mehr viel zu sehen, wie weiter oben bereits beschrieben. Das Wüstenfeeling hat man aber noch in der Altstadt von Khiva, die von einer dicken Lehmmauer umgeben ist.  Die Gebäude sind überwiegend sandfarben. Im Gegensatz zu Samarkand wurden hier noch nicht so viel mit farbigen Fliesen gearbeitet. Es gibt sogar ein Kamel!
Khiva war schon immer eine strategisch wichtige Stadt, da sie direkt am Verbindunsgweg zwischen Indien und Europa liegt. Leider ist sie auch dafür bekannt ein wichtiges Zentrum für den Sklavenhandel gewesen zu sein.
Nische beim ehemaligen Sklavenmarkt
Davon zeugt heute noch das Osttor. Hier war der Sklavenmarkt gewesen und in den Nischen in der Mauer waren diese armen Menschen untergebracht.
Heutzutage bewundern wir aber die hier anzusehenden Leistungen der Architekten. So kletterten wir auf das höchste Minarett Usbekistans. Dies ist nicht sehr alt (stammt aus dem Jahre 1910) und sieht mit seinen türkisen und roten Bändern eher aus wie ein Leuchtturm, aber von hier oben hatten wir einen super Blick auf Khiva beim Sonnenuntergang. Außerdem sagt man ja "Reisen bildet" und so lernten wir hier oben eine tolle Funktion des Smartphones kennen, nämlich die Panoramaaufnahme.
Die Sonnenuntergänge sind hier die Highlights, wenn sich die Farbe der Lehmgebäude durch die sinkende Sonne ins Rötliche ändert, sieht dies einfach super aus. So suchten wir uns für jeden Abend einen anderen Platz (Stadtmauer, Wachturm) um uns daran zu erfreuen.


Die 218 Säulen der Juma-Moschee
Neben so sportlichen Aktivitäten wie Minarette und Stadtmauern besteigen, ist hier natürlich auch viel Kulturelles zu besichtigen. Die Juma-Moschee (Freitagsmoschee) sei hier noch erwähnt, da diese mal was anderes war. Von Außen sehr unscheinbar, beherbigt sie innen 218 Säulen, die das Dach tragen. Dies wurde von alten arabischen Moscheen abgeschaut. Ein paar von den Säulen stammen sogar noch aus der Zeit der Originalmoschee, also aus dem 10. Jahrhundert.
Ebenfalls sehr schön ist das Pahlavon Mahmud Mausoleum mit seiner türkisfarbenen Kuppel und dem reichverzierten Innenraum. Pahlavan Mahmud war ein Philosoph, Dichter und bekannter Ringer. Als Khivas Schutzheiliger ist das Mausoleum auch für die Menschen der heutigen Zeit ein Ort um zu beten und um Hilfe zu bitten.
"Leuchtturmminarett" und Pahlavan Mahmut Mausoleum
Auch interessant ist das unvollendete Kalta Minor Minaret. Der Bau begann 1851 und es sollte das höchste Gebäude der Zeit werden (ca. 70 m). Allerdings erreicht es heute nur eine Höhe von 26m. Als der auftraggebende Khan 1855 vom Minarett stürzte und zu Tode kam wurden die Arbeiten eingestellt und das Minarett nicht vollendet. Von dem was wir heute hier sehen können, wäre dies ein sehr beeindruckendes Bauwerk geworden.
das unvollendete Kaltar Minor Minarett (rechts)
eine Reisegruppe - süss nicht?
Ab und an schlossen wir uns auch mal deutschen Reisegruppen an, um so die Erläuterungen zu den einzelnen Sehenswürdigkeiten mit aufzuschnappen.


Neben Khiva selber widmeten wir uns einen Tag dem ehemaligen Königreich Khorezm. In der Umgebung gibt es die Überreste alter Burgen.
Diese sind aus dem 6. bis 7. Jahrhundert, der Erhaltungsgrad reicht von "Lehmhaufen" bis zu imposanten Gebäuderesten und die Ausdehnung geht bis 500m x 500m. Einige von denen waren sogar von richtiger Wüste umgeben, was sie irgendwie noch Beeindruckender machte.
In Khiva verbrachten wir mehr Zeit als geplant, oder sagen wir gedacht. Es wurde hier nie langweilig, die Teehäuser sind gemütlich und abends gab es sogar Kino "for free".

Die Seidenstraße, mystisch und mit Abenteuer verbunden. Dieses Flair haben wir versucht aufzunehmen und in diese Zeit einzutauchen. Klappt natürlich nicht ganz, am ehesten noch in Khiva.
Ansonsten muss man schon von der modernen Seidenstraße sprechen. Die Länder Usbekistan, Turkmenistan und eben auch Iran gewinnen an strategischer Bedeutung. Aber unabhängig davon, auch hier ist die Zeit nicht stehen geblieben. Handys, starker Straßenverkehr, WiFi in allen Gasthäusern, moderne Fußgängerzonen und der Traum der Menschen in die USA zu gehen, verweisen auf die rasante Entwicklung auch in diesem Teil der Welt.
Aber es gibt sie noch, die Eselkarren (wenn auch auf 4spurigen Straßen), die Gemütlichkeit von Teehäusern,  die quirligen Basare und die Langsamkeit des Seins.
... bis bald beim nächsten Post!


Mittwoch, 18. September 2013

Tadschikistan - die Fan-Mountains

20.08.2013 - 04.09.2013

Unser nächtes Ziel hieß "Iskander Kul" und liegt in den Fan-Mountains.
Iskander Kul
Wasserfall nahe Iskander-Kul
Tadschikistan hat nicht nur den Pamir - wie man uns sagte, besteht das Land zu 93% aus Gebirge und im Norden strecken sich ebendiese auf bescheidene 5400m Höhe. Und so war die Ebene von Duschanbe (die eher ein Hügelland ist) auch gleich zu Ende und es ging wieder handfeste Gebirgsstraßen entlang, die ausnahmsweise auch den Namen verdienen und von den Chinesen gebaut wurden. Unterbrechung des sanften Reisens war ein Tunnel, der zwar einröhrig gebohrt, aber dann offensichtlich nicht weitergebaut wurde. Die Fahrbahn zerfahren, Pfützen auf dem Weg, dunkel, herumstehende Geräte und Ventilatoren und auch noch Gegenverkehr. Ach ja, und 5km lang. Irgendwie war es beruhigend, als wieder Tageslicht auftauchte. Die Einheimischen sind aber der Meinung, daß der Tunnel eine Menge Weg spart und kein Problem ist. So unterschiedlich können Maßstäbe sein. Also wir sind gut am Iskanderkul angekommen und haben eine "Turbaza" bezogen.
Ferienanlage aus alten Zeiten
Das ist ein Bungalow in einer ehemals sowjetischen Ferienanlage und erinnert an alte Zeiten: Bungalows, gemeinsame sanitäre Anlagen und ein grosser Speisesaal. Dazu Sportplatz und Strand. Das alles hatten wir aber fast für uns allein, da hierher die Wochenendausflügler aus Duschanbe kommen und es jetzt unter der Woche war. Hier haben wir 2 Nächte verbracht und sind dann zu Fuß bis zum letzten Dorf in die Berge gegangen. Unterwegs am Seerand ein Gebäude, das die Datsche des Präsidenten sein soll. Sieht schick, aber erstmal nicht übertrieben aus. Im Dorf haben wir wieder einen Homestay bezogen und weiter die Gegend erkundet. Die ist hier wieder sehr gebirgig, allerdings sind die Täler enger als im Pamir, es spielt sich alles in geringerer Höhe ab, es ist wesentlich grüner und bei weitem nicht so rauh wie im Pamir. Bei einer Wanderung haben wir von oben 2 Leute im Fluß baden sehen (der wirklich eiskalt ist) und sind später dort vorbeigegangen. Die Bader waren weg, also haben wir uns ans Ufer gesetzt und in die Gegend geguckt.
Wochenend- und Langzeitreisende
Bis ein Herr vorbeikam und uns auf einen Tee einlud. Wie sich herausstellte gehörte er zu einer Gruppe von Campern aus Duschanbe (alles Kollegen), die in der Nähe Ihre Zelte aufgebaut hatten und das Wochenende verbrachten. Auch die Bader gehörten zu Ihnen (beide mit russischem Blut), und aus dem Tee wurden bald ein paar Wässerchen.
Danke, Kolja und Musafa. Dank Euch wissen wir jetzt, daß "Espresso" auch zum Frühstück geht.
Es war ein lustiger Nachmittag, und da wir eine Einladung zum gemeinsamen Plov-Kochen bekamen, zogen wir ganz zu Ihnen (nicht ohne uns mit ein paar Flaschen Wässerchen zu revanchieren).Es wurde ein schöner Sonntag, der Plov wurde mit den Wässerchen weggespült, und die Party am Montag mit einem
Alle schieben mit
gemeinsamen Anschieben des Van´s beendet (die Batterie hat die nächtliche Musik nicht verkraftet). An der Hauptstraße trennten sich unsere Wege, und unsere Freunde ließen es sich nicht nehmen, uns ein Auto bis zu unserem nächsten Ziel zu organisieren. Da das Auto, welches sie anhielten, ein anderes Ziel hatte, bekam der Fahrer den Auftrag, uns den Weitertransport zu organisieren. Obwohl wir ihm versicherten, daß wir das durchaus selber können, hat er das dann auch gemacht und uns das nächste Auto angehalten. So funktioniert das hier. Und so landeten wir im Shiguli von Ali, ein Mittfünfziger, der mit einem Schulfreund unterwegs war und die wohl den dritten Frühling feierten. Es wurde eine lustige Fahrt mit Käse- und Melonenessen, Joghurt- und Bier- (außer Ali) trinken, einer zerfahrenen Felge und viel Fahrspaß. Lieblingsspiel von Ali war, auf den Gegenverkehr zuzuhalten und erst kurz davor rüberzuziehen. Danach gaben sich die beiden "fünf". Aber wir sind gut in Penjikent angekommen und auch die Felge war mit einem Stein schnell wieder in Form gebracht.
Die Kulikalon-Senke
Penjikent selbst ist eine alte Stadt, wobei man zum Erkennen der Altstadt viel Phantasie braucht - die Mauern aus dem 5. Jahrhundert könnten auch Lehmhaufen sein.
Allaoudin-Seen
Der Pass ist erreicht
Hauptsächlich kann man hier Trekkingtouren in die Fan-Mountains organisieren. Das taten wir auch und so waren wir 5 Tage mit Guide Dorob, 2 Eseln und Ihrem Antreiber Said in den Bergen unterwegs. Die Gegend war wieder ausnahmslos phantastisch, wir sind von Tal zu Tal gezogen und haben an herrlichen Gebirgsseen übernachtet. Die Pässe, die wir dafür tags zu überwinden hatten, näherten sich auch wieder der 4000, so daß wir froh waren, daß das meiste die Esel trugen. Außerdem ist das unser Beitrag zur Entwicklungshilfe, der garantiert nicht in dunklen Kanälen versickert.
Die 5 Tage waren schnell vorbei, und mittlerweile ist September - unser Usbekistan-Visum begann zu laufen. Und wir waren bereits 6 Wochen in Tadschikistan, und auch wenn es uns hier sehr gut gefallen hat und wir viele nette Menschen kennengelernt haben - Zeit für Neues!

Da die Grenze in Penjikent geschlossen worden war, mußten wir einen Umweg in Kauf nehmen. Und so hieß unsere letzte Station in Tadschikistan Khojand, eine Stadt am Syr-Darja und in den 7% Flachland gelegen. In dieser Ecke sieht das Land recht wohlhabend aus, was den guten Möglichkeiten für Landwirtschaft und Industrie geschuldet sein dürfte. Außerdem hat man es wohl geschafft, sich im Schutz der Fan-Mountains aus dem Bürgerkrieg herauszuhalten. Hier sind wir im Hotel "Leninabad" untergekommen.
Khojand am Syr-Darja
Das war dann aber auch schon der einzige Hinweis auf die langjährige Vergangenheit. Die im Reiseführer noch als Sehenswürdigkeiten erwähnten Monumente "Hammer und Sichel" oder "Marx und Lenin" oder "Lenin-Statue" waren mittlerweile alle entfernt. Auch so ein geteiltes Land: die Menschen im Pamir hatten uns eine andere Sicht auf die sowjetische Vergangenheit erzählt, von der dort noch einiges mehr erhalten ist.






Dienstag, 3. September 2013

Tadschikistan - Duschanbe


17.08.2013 - 19.08.2013

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Nach 3 Wochen in der Pamirregion hiess es langsam Abschied nehmen. Unser naechstes Ziel sollte Duschanbe, die Hauptstadt Tadschikistans sein. Dafuer mussten wir aber erstmal dahin kommen.
Unser Favorit war ein Flug (durch die Berge, nicht ueber die Berge) von Khorog, nur leider war dieser schon Wochen vorher ausgebucht. Wir versuchten zwar noch Tickets zu bekommen, aber das war ein sinnloses Unterfangen. Einmal, weil vorher schon Fluege gecancelt wurden (wegen dem Wetter - es wird nur bei absolut bestem Wetter geflogen) und auch deshalb, weil ueberhaupt nicht ersichtlich war, wie der Verkauf der Tickets funktionierte. Da gab es einen Raum mit einem Loch, wirklich einem Loch, in der Wand, das gerade mal so gross war, das man die Augen des "Kunden" sehen konnte. Dahinter sass auch jemand, aber getan hat er nix. So bildete sich nach und nach eine Schlange, jeder guckte mal in das Loch und das war's. Da unsere Russischkenntnisse nur mit Armen und Fuessen funktionieren, gaben wir schliesslich auf. Die Alternative zum 45minuetigen Flug war nun eine Fahrt mit dem Auto - die bis zu 18 Stunden dauern kann (ca. 700 km).
Frueh morgens treffen sich die zukuenftigen Duschanbe-Reisenden auf einem zentralen Platz. Im Normalfall stehen Mitsubishi-Jeeps bereit, die, wenn denn voll (in der Regel 6-7 Personen) die lange Reise beginnen. Die Qual der Wahl hatten wir, immer unter dem Aspekt, bei welchem Auto besteht die beste Chance, dass es schnell voll wird und es losgehen kann. Schliesslich entschieden wir uns fuer einen Jeep, in dem auch ein englischsprechender Tadschike mit seinem Sohn mitfuhr. Dies war auch ein Argument, denn wir haben sehr abenteuerliche Sachen ueber die Strecke und den Strassenzustand gehoert. Und wenn ein Vater mit seinem Kind mitfaehrt, wird hoffentlich auch der Fahrer darauf Ruecksicht nehmen - so meine Gedanken.
Schliesslich starteten wir kurz nach 8.00 Uhr mit 8 Erwachsenen (davon zwei Amerikanerinnen, die in Georgien an einer internationalen Schule arbeiten) und 2 Kindern.
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Packen fuer die Fahrt nach Duschanbe
Mit einer einstuendigen Pause zum Mittagessen brauchten wir fuer die Strecke schliesslich 13 Stunden, also gegen 22.00 Uhr waren wir in Duschanbe.
Die Strasse hielt dabei, was sie versprach: unbefestigt,
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Rough Road
staubig, teilweise enge Kurven. So ist man immer nahe daran in den Fluss Pyanj (Vorlaeufer des Amu Darja) zu fahren. Wir haben aber einen guten Fahrer erwischt, der zwar auch immer mit dem Handy oder dem MP3-Player rumhantierte, aber trotzdem einen sicheren Eindruck hinterliess (das Gefuehl hatten wir nicht immer, bei den vielen Fahrten die wir machten).
Sehr beeindruckend war auch noch die andere Seite des Flusses. Dort befindet sich Afghanistan welches hier, im Gegensatz zum Wakhan-Tal, viel belebter wirkte. Die Menschen haben hier in die steilen Felsen der Pamirberge Wege gehauen und gebaut, die sehr atemberaubend und schwindelerregend aussahen. Leider haben wir davon kein Foto.
So, wir sind in Duschanbe und haben uns ein Zimmer im zentral gelegenen und von aussen sehr solide aussehenden Hotel "Vakhsh" genommen.
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das Hotel "Vakhsh" - von aussen
Die Zimmer sind sehr einfach und spartanisch eingerichtet, das Bad eine Baustelle und der Putz broeckelt von den Waenden, aber es gibt Etagenfrauen (sogenannte Deschurnajas), mit teppichbelegte Treppen und ein Hauch von Geschichte.

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der Eingangsbereich,...
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unser Zimmer,...
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und das Bad (sehr nett)
      
Waehrend des Buergerkrieges Anfang der 90er Jahre war das Hotel von Rebellen der Mudschahedin besetzt und auch beschossen wurden. Davon sieht man heute aber nix mehr.
Von hier aus erkundeten wir die Stadt, und landeten als Erstes bei einem Essen zum Gedenken an einen Verstorbenen. Eigentlich waren wir auf der Suche nach einer Fruehstuecksmoeglichkeit und da war fuer uns das gleich nebenan liegende Restaurant "Vakhsh" eine erste Anlaufstelle. Dort waren die Tische alle reich gedeckt mit Brot, Keksen, Suessigkeiten, Obst und und und. Da alle Leute dort fein gekleidet herumliefen, legten wir gleich den Rueckwaertsgang ein - aber zu spaet - man hatte uns entdeckt. Wir wurden eingeladen und der Gastgeber erlaeuterte uns, dass es hier so sei, dass nach dem 40. Tag des Todes eines Angehoerigen ein Essen fuer Alle gegeben wird. Jeder der moechte (oder wie wir, "zwangsverhaftet" wird) kann daran teilnehmen. So hatten wir das beste Fruehstueck und ein interessantes Gespraech mit dem Gastgeber, der in den USA lebt. Wir sprachen ueber alles Moegliche, von Durchschnittseinkommen, ueber Arbeitsbedingungen bis zu Sinn und Unsinn von Gentechnik, immer wieder durch ein muslimisches Gebet unterbrochen.
Danach waren wir gestaerkt fuer die Stadterkundung. Das Zentrum bildet die Rudaki-Strasse. Um sie herum befinden sich Gebaeude, die gut erhalten und auch sehr modern sind. 
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Duschanbe Plaza
Diese Modernitaet hatte fuer uns aber auch Folgen. Neben der eigentlichen Stadtbesichtigung hatten wir auch ein paar andere Sachen zu erledigen, z. B. die ersten Postkarten zu versenden. Also, den Stadtplan des Lonely Planet (LP) geschnappt und auf zur Post. Gut gedacht, aber die Post war weg! Eine grosse Baustelle tat sich vor uns auf. Jetzt begann die Suche nach der Post. Nach mehrmaligem Fragen und sich immer naeher herantasten fanden wir sie schliesslich nach einer Stunde ganz unscheinbar in einem kleinen Haus. Jetzt dauerte es aber nochmal 20 Minuten bis wir 3 Briefmarken hatten und die Karten im Briefkasten versenken konnten. Aehnlich erging es uns mit einem Basar, den wir besuchen wollten. Wir liefen durch einen schoen angelegten Park, der sich direkt neben dem neuen Regierungspalast befindet. Und genau auf diesem Gelaende war mal der Basar gewesen. Genau so erging es uns mit der Touri-Info, die aber gar nicht mehr zu finden war. Unser Guidebook ist 3 Jahre alt und ueberhaupt nicht mehr up to date - so schnell ist die Entwicklung hier in Duschanbe. Dabei ist uns aufgefallen, dass die Hauptstadt neu aufgebaut wird, waehrend es im Rest des Landes nicht mal ordentliche Strassen gibt. Andererseits sind manche Dinge noch da, was auch gut so ist. So existiert in Duschanbe (wie in Solingen) ein O-Bussystem, welches in den 50er Jahren (Sowjetzeit) entstanden ist.
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ein O-Bus
Zu den weiteren Sehenswuerdigkeiten gehoert die grosse Somoni-Statue sowie die Rudaki-Statue. Somoni (so auch die Bezeichnung der hiesigen Waehrung) war der tadschikische Vater der Nation, der Saminidenherrscher Ismail I.
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Somoni-Statue
Hinter dem Namen "Rudaki" verbirgt sich der Vater der neupersischen Poesie Abu Abdullah Djafar, der von 859 bis ca. 940/41 lebte und in Rudak geboren ist. Diese zwei Namen findet man ueberall in Tadschikistan. Beide Statuen sind von Parks mit vielen Springbrunnen umgeben.
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Rudaki-Denkmal im Rudaki-Park an der Rudaki-Strasse
Neben dieser alten geschichtlichen Zeit, findet man natuerlich auch noch Denkmaeler aus der Sowjetzeit, vor allem hinsichtlich des 2. Weltkrieges. Zu einem dieser Gedenkstaetten, sollte eine Seilbahn fahren. Wie das Wort "sollte" schon erahnen laesst, ist auch diese bereits seit Jahren ausser Betrieb. Also liefen wir auf den Huegel und sahen uns das Denkmal an, bevor wir uns ein Bier goennten. Der Blick auf die Stadt war leider nicht so gut, da es nicht klar war. Auch ein Panzerdenkmal zur Erinnerung an den 2. Weltkrieg existiert noch.
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Mahnmal fuer den 2. Weltkrieg
Neben diesen Dingen gibt es natuerlich noch Museen, Theater und eine Universitaet, die wir uns aber nicht angesehen haben - Asche auf unser Haupt.
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das Drama-Theater
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Darstellung bekannter Poeten Tadschikistans

Wir genossen nach mehreren Wochen wieder mal einen Cappucchino und Latte Macchiato. Am Abend konnte man schoen draussen sitzen und ein kuehles Bier trinken. 

ein kuehles Bier in Ehren, kann keiner verwehren
Duschanbe ist eine gruene und recht angenehme Hauptstadt, aber nach den 3 Tagen zog es uns weiter.
Bei unserer Abreise wurden wir jedoch "Opfer" einer gerade stattfindenden Konferenz zum Thema "Wasser". Da anscheinend viele wichtige Leute in der Stadt weilten, wurde die Rudaki-Strasse aller Nase lang gesperrt und auch die Busse mussten Umwege fahren. So landeten wir viel zu spaet auf dem Busplatz um noch ein Maschrutka (Sammeltaxi) in Richtung Iskanderkul zu bekommen. Dies hatte zur Folge, dass wir uns einer Menge von Taxifahrern erwehren mussten, die ueber jeden Fahrgast froh waren. Allerdings wollten sie alle Preise, die einem Privattaxi und nicht einem Sammeltaxi entsprachen. Nach einigem Verhandeln entschieden wir uns fuer ein Taxi, leider fuhr dieses auch nicht gleich los. Wir sollten noch 20 Minuten auf zwei weitere Fahrgaeste warten. Aus diesem 20 Minuten wurden schliesslich mehr als 90 Minuten. Als ich mich an den Strassenrand stellte und ein paar mal die Handbewegung wie beim Trampen machte kam Bewegung ins Spiel. Schliesslich fuhren wir doch nur noch mit einem Passagier mehr los. Damit war der Preis dann auch wieder ok.   


Zum Abschluss noch ein Raetsel:

In diesem Brauhaus 







muss Mann oder Frau erstmal das richtige "Oertchen" finden - siehe hier: