Mittwoch, 11. Dezember 2013

China - ab in den Süden

16.11.2013 - 26.11.2013

Einen Moment nicht im Tunnel...
Leider mußten wir (mal wieder) feststellen, daß ein Monat für ein Land wie China hinten und vorn nicht reicht, noch nicht einmal um es von Nord nach Süd zu durchqueren und ab und zu was anzusehen. Viel Zeit blieb demzufolge nach Xian nicht mehr, um rechtzeitig an der vietnamesischen Grenze zu sein. Da, wie schon erwähnt, Xian nicht unser Ding war, wählten wir eine kleinere Stadt als Zwischenstation Richtung Süden. 18 Stunden Bahnfahrt und nur aller 2 Tage von Xian erreichbar. Schon die Abfahrt ließ vermuten, daß wir den großen Massen entkommen könnten: der Zug war fast leer, das gab's bis jetzt noch nie.
Kinder werden hier im Korb gebracht
(und von Geburt an mit Stäbchen gefüttert)
Der erste Teil der Strecke war noch am Tage und aus einem anderen Grunde sehr interessant: wir haben kaum Tageslicht gesehen. Auf 260km Strecke gibt es 99 Tunnel (Christiane hat gezählt) mit bis zu 12 km Länge. Damit werden hier die Berge südlich Xian's gekreuzt. Schon beeindruckend, auch wenn wir uns natürlich lieber das Gebirge angeschaut hätten.
Am nächsten Morgen hatte sich die Landschaft verändert: immer noch Berge, aber jetzt GRÜN! Dazu Reisterassen und die bekannten chinesischen Boote auf dem Fluß, der bei der Tunnelei ab und zu auftauchte.
Fengdong Riverside
Unser Ziel hieß Fengdong und ist auch wieder eine - na was wohl - Touristenattraktion. Diesmal allerdings eine rein chinesische und nicht so riesig. Kein Schild, keine Karte, kein Menü in Englisch. Alles in chinesisch. Was gibt es hier zu sehen? Fengdong hat eine sehr schön restaurierte Altstadt, hier sind die Minderheiten der Miao und Tujia heimisch, und die Gegend ringsum ist mit ihren Kalksteinformationen auch sehr schön. Die Altstadt ist letztendlich auch Shoppingmeile, aber eben eine chinesische: statt Markenklamotten gibt es hier Wurzeln, getrocknete Insekten und Pflanzen, und vor den Restaurants warten Gänse, Enten, Hühner, Schlangen und Bambusratten darauf zubereitet und verspeist zu werden. Oder man läßt sich von Fischen die Hornhaut von den Füßen knabbern.
Unterwegs mit chinesischer Reisegruppe
Werbung für chinesische Produkte
Da wir einen Tag übrig hatten, haben wir uns einer chinesischen Reisegruppe zu einem Tagesausflug in die Umgebung angeschlossen. Das ist eine sehr anstrengende und durchgetimte Angelegenheit, die kaum einmal Zeit zum photographieren läßt. Ein kurzes Foto vor einer Mühle und weiter. Zwei Tänzchen einer Miao-Folklore gucken und weiter. Schnell ein paar Souvenire shoppen und weiter. Ist schon eine sehr erlebnisintensive Angelegenheit, so ein chinesischer Kurzurlaub. Am letzten Tag haben wir uns noch zu einer Bootsfahrt auf dem Fluß überreden lassen. Auch hier gilt, so eine Bootsfahrt braucht ein Ziel.
14. längste Hängebrücke der Welt
Wasserfall
Und das war in dem Fall ein Shop für Obstwein (Kiwiwein) und Schnäpse. Nicht übel, aber der Zweck ist den Touristen das Geld aus der Tasche zu ziehen, also teuer. Auch oder gerade wenn man in Euro umrechnet (der Kurs war gerade nicht sehr attraktiv).
Letzte Station in China war Nanning im Süden Chinas, eigentlich moderate 13 Stunden Zugfahrt entfernt. Aber wir mußten lernen, auch die chinesische Bahn kennt das Wort "Verspätung". Und so wurden aus 13 Stunden dann 17 Stunden Fahrtzeit, und mit 7 Stunden Wartezeit waren die 24 Stunden noch einmal geknackt. Auch hier sind wieder Gebirge im Weg, die per Tunnel gekreuzt werden - im gebirgigen China muß es wohl ein paar tausend Kilometer davon geben.
Auf dem Nachtmarkt von Nanning
Deutsche Kanone im Fort Nanning
Nanning selbst hat keine großartigen Sehenswürdigkeiten, aber es hat ein vietnamesisches Konsulat: Visa besorgen war angesagt. Die Stadt selbst hat, obwohl genauso groß wie Xian (~6,5 Mio Einwohner), noch ein entspannteres Lebensgefühl als Xian. Und ist im Moment Großbaustelle: Nanning bekommt eine U-Bahn. Angenehm für uns war außerdem, daß wir seit längerer Zeit wieder einmal draußen essen konnten (auf dem Nachtmarkt) ohne zu frieren.
'Kaninchen' bewacht Fisch (Nachtmarkt)
Wir freuten uns, NICHT in Solingen zu sein (0…5°C, Regen, herzliches Beileid)! Nur Sonne hatten wir hier nicht.
Ursprünglich hatten wir vor, mit dem Zug von Nanning nach Hanoi zu fahren. Da es aber mit den Visa schnell geklappt hat und das mit dem Zug viel zu einfach ist, machten wir noch eine allerletzte Station in China. Noch einmal 2,5h Bus brachten uns nach Pingxiang, der letzten chinesischen Stadt vor der Grenze. Eigentlich schon ein bißchen Vietnam, die Leute sehen nicht mehr aus wie Chinesen und alles ist auch zusätzlich auf vietnamesisch ausgeschildert und angepriesen. Trotzdem unverkennbar China - wie überall die Parks abends voll mit Leuten, die Tai Chi machen, tanzen oder sich bei Karaoke produzieren. Ausländische Touristen waren wir hier wohl die einzigen (haben wir an den Blicken gemerkt), und auch McD & Co. haben Pingxiang noch nicht entdeckt. Der landesweite Bauboom findet aber auch hier statt.
Hua Shan nahe Pingxiang
Hier haben wir noch einen Ausflug in die sehr schöne Umgebung, ein Karstgebirge, gemacht. Seit längerem hatten wir auch wieder mal einen tadellos sonnigen Tag. Nur die Felszeichnungen, die es hier geben soll, haben wir nicht gefunden. Den Handbewegungen der Leute nach könnte der Felsen abgebrochen sein, aber im Internet haben wir dazu nichts gefunden (es ist immerhin Welterbe). Da war die Sprachbarriere in dem Moment doch nicht zu überwinden.
Die letzten 15km zur Grenze fuhren wir dann am nächsten Tag im Sammeltaxi, um zu Fuß in Vietnam einzureisen.

So schick kann eine Grenze sein