Dienstag, 3. September 2013

Tadschikistan - Duschanbe


17.08.2013 - 19.08.2013

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Nach 3 Wochen in der Pamirregion hiess es langsam Abschied nehmen. Unser naechstes Ziel sollte Duschanbe, die Hauptstadt Tadschikistans sein. Dafuer mussten wir aber erstmal dahin kommen.
Unser Favorit war ein Flug (durch die Berge, nicht ueber die Berge) von Khorog, nur leider war dieser schon Wochen vorher ausgebucht. Wir versuchten zwar noch Tickets zu bekommen, aber das war ein sinnloses Unterfangen. Einmal, weil vorher schon Fluege gecancelt wurden (wegen dem Wetter - es wird nur bei absolut bestem Wetter geflogen) und auch deshalb, weil ueberhaupt nicht ersichtlich war, wie der Verkauf der Tickets funktionierte. Da gab es einen Raum mit einem Loch, wirklich einem Loch, in der Wand, das gerade mal so gross war, das man die Augen des "Kunden" sehen konnte. Dahinter sass auch jemand, aber getan hat er nix. So bildete sich nach und nach eine Schlange, jeder guckte mal in das Loch und das war's. Da unsere Russischkenntnisse nur mit Armen und Fuessen funktionieren, gaben wir schliesslich auf. Die Alternative zum 45minuetigen Flug war nun eine Fahrt mit dem Auto - die bis zu 18 Stunden dauern kann (ca. 700 km).
Frueh morgens treffen sich die zukuenftigen Duschanbe-Reisenden auf einem zentralen Platz. Im Normalfall stehen Mitsubishi-Jeeps bereit, die, wenn denn voll (in der Regel 6-7 Personen) die lange Reise beginnen. Die Qual der Wahl hatten wir, immer unter dem Aspekt, bei welchem Auto besteht die beste Chance, dass es schnell voll wird und es losgehen kann. Schliesslich entschieden wir uns fuer einen Jeep, in dem auch ein englischsprechender Tadschike mit seinem Sohn mitfuhr. Dies war auch ein Argument, denn wir haben sehr abenteuerliche Sachen ueber die Strecke und den Strassenzustand gehoert. Und wenn ein Vater mit seinem Kind mitfaehrt, wird hoffentlich auch der Fahrer darauf Ruecksicht nehmen - so meine Gedanken.
Schliesslich starteten wir kurz nach 8.00 Uhr mit 8 Erwachsenen (davon zwei Amerikanerinnen, die in Georgien an einer internationalen Schule arbeiten) und 2 Kindern.
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Packen fuer die Fahrt nach Duschanbe
Mit einer einstuendigen Pause zum Mittagessen brauchten wir fuer die Strecke schliesslich 13 Stunden, also gegen 22.00 Uhr waren wir in Duschanbe.
Die Strasse hielt dabei, was sie versprach: unbefestigt,
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Rough Road
staubig, teilweise enge Kurven. So ist man immer nahe daran in den Fluss Pyanj (Vorlaeufer des Amu Darja) zu fahren. Wir haben aber einen guten Fahrer erwischt, der zwar auch immer mit dem Handy oder dem MP3-Player rumhantierte, aber trotzdem einen sicheren Eindruck hinterliess (das Gefuehl hatten wir nicht immer, bei den vielen Fahrten die wir machten).
Sehr beeindruckend war auch noch die andere Seite des Flusses. Dort befindet sich Afghanistan welches hier, im Gegensatz zum Wakhan-Tal, viel belebter wirkte. Die Menschen haben hier in die steilen Felsen der Pamirberge Wege gehauen und gebaut, die sehr atemberaubend und schwindelerregend aussahen. Leider haben wir davon kein Foto.
So, wir sind in Duschanbe und haben uns ein Zimmer im zentral gelegenen und von aussen sehr solide aussehenden Hotel "Vakhsh" genommen.
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das Hotel "Vakhsh" - von aussen
Die Zimmer sind sehr einfach und spartanisch eingerichtet, das Bad eine Baustelle und der Putz broeckelt von den Waenden, aber es gibt Etagenfrauen (sogenannte Deschurnajas), mit teppichbelegte Treppen und ein Hauch von Geschichte.

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der Eingangsbereich,...
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unser Zimmer,...
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und das Bad (sehr nett)
      
Waehrend des Buergerkrieges Anfang der 90er Jahre war das Hotel von Rebellen der Mudschahedin besetzt und auch beschossen wurden. Davon sieht man heute aber nix mehr.
Von hier aus erkundeten wir die Stadt, und landeten als Erstes bei einem Essen zum Gedenken an einen Verstorbenen. Eigentlich waren wir auf der Suche nach einer Fruehstuecksmoeglichkeit und da war fuer uns das gleich nebenan liegende Restaurant "Vakhsh" eine erste Anlaufstelle. Dort waren die Tische alle reich gedeckt mit Brot, Keksen, Suessigkeiten, Obst und und und. Da alle Leute dort fein gekleidet herumliefen, legten wir gleich den Rueckwaertsgang ein - aber zu spaet - man hatte uns entdeckt. Wir wurden eingeladen und der Gastgeber erlaeuterte uns, dass es hier so sei, dass nach dem 40. Tag des Todes eines Angehoerigen ein Essen fuer Alle gegeben wird. Jeder der moechte (oder wie wir, "zwangsverhaftet" wird) kann daran teilnehmen. So hatten wir das beste Fruehstueck und ein interessantes Gespraech mit dem Gastgeber, der in den USA lebt. Wir sprachen ueber alles Moegliche, von Durchschnittseinkommen, ueber Arbeitsbedingungen bis zu Sinn und Unsinn von Gentechnik, immer wieder durch ein muslimisches Gebet unterbrochen.
Danach waren wir gestaerkt fuer die Stadterkundung. Das Zentrum bildet die Rudaki-Strasse. Um sie herum befinden sich Gebaeude, die gut erhalten und auch sehr modern sind. 
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Duschanbe Plaza
Diese Modernitaet hatte fuer uns aber auch Folgen. Neben der eigentlichen Stadtbesichtigung hatten wir auch ein paar andere Sachen zu erledigen, z. B. die ersten Postkarten zu versenden. Also, den Stadtplan des Lonely Planet (LP) geschnappt und auf zur Post. Gut gedacht, aber die Post war weg! Eine grosse Baustelle tat sich vor uns auf. Jetzt begann die Suche nach der Post. Nach mehrmaligem Fragen und sich immer naeher herantasten fanden wir sie schliesslich nach einer Stunde ganz unscheinbar in einem kleinen Haus. Jetzt dauerte es aber nochmal 20 Minuten bis wir 3 Briefmarken hatten und die Karten im Briefkasten versenken konnten. Aehnlich erging es uns mit einem Basar, den wir besuchen wollten. Wir liefen durch einen schoen angelegten Park, der sich direkt neben dem neuen Regierungspalast befindet. Und genau auf diesem Gelaende war mal der Basar gewesen. Genau so erging es uns mit der Touri-Info, die aber gar nicht mehr zu finden war. Unser Guidebook ist 3 Jahre alt und ueberhaupt nicht mehr up to date - so schnell ist die Entwicklung hier in Duschanbe. Dabei ist uns aufgefallen, dass die Hauptstadt neu aufgebaut wird, waehrend es im Rest des Landes nicht mal ordentliche Strassen gibt. Andererseits sind manche Dinge noch da, was auch gut so ist. So existiert in Duschanbe (wie in Solingen) ein O-Bussystem, welches in den 50er Jahren (Sowjetzeit) entstanden ist.
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ein O-Bus
Zu den weiteren Sehenswuerdigkeiten gehoert die grosse Somoni-Statue sowie die Rudaki-Statue. Somoni (so auch die Bezeichnung der hiesigen Waehrung) war der tadschikische Vater der Nation, der Saminidenherrscher Ismail I.
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Somoni-Statue
Hinter dem Namen "Rudaki" verbirgt sich der Vater der neupersischen Poesie Abu Abdullah Djafar, der von 859 bis ca. 940/41 lebte und in Rudak geboren ist. Diese zwei Namen findet man ueberall in Tadschikistan. Beide Statuen sind von Parks mit vielen Springbrunnen umgeben.
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Rudaki-Denkmal im Rudaki-Park an der Rudaki-Strasse
Neben dieser alten geschichtlichen Zeit, findet man natuerlich auch noch Denkmaeler aus der Sowjetzeit, vor allem hinsichtlich des 2. Weltkrieges. Zu einem dieser Gedenkstaetten, sollte eine Seilbahn fahren. Wie das Wort "sollte" schon erahnen laesst, ist auch diese bereits seit Jahren ausser Betrieb. Also liefen wir auf den Huegel und sahen uns das Denkmal an, bevor wir uns ein Bier goennten. Der Blick auf die Stadt war leider nicht so gut, da es nicht klar war. Auch ein Panzerdenkmal zur Erinnerung an den 2. Weltkrieg existiert noch.
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Mahnmal fuer den 2. Weltkrieg
Neben diesen Dingen gibt es natuerlich noch Museen, Theater und eine Universitaet, die wir uns aber nicht angesehen haben - Asche auf unser Haupt.
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das Drama-Theater
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Darstellung bekannter Poeten Tadschikistans

Wir genossen nach mehreren Wochen wieder mal einen Cappucchino und Latte Macchiato. Am Abend konnte man schoen draussen sitzen und ein kuehles Bier trinken. 

ein kuehles Bier in Ehren, kann keiner verwehren
Duschanbe ist eine gruene und recht angenehme Hauptstadt, aber nach den 3 Tagen zog es uns weiter.
Bei unserer Abreise wurden wir jedoch "Opfer" einer gerade stattfindenden Konferenz zum Thema "Wasser". Da anscheinend viele wichtige Leute in der Stadt weilten, wurde die Rudaki-Strasse aller Nase lang gesperrt und auch die Busse mussten Umwege fahren. So landeten wir viel zu spaet auf dem Busplatz um noch ein Maschrutka (Sammeltaxi) in Richtung Iskanderkul zu bekommen. Dies hatte zur Folge, dass wir uns einer Menge von Taxifahrern erwehren mussten, die ueber jeden Fahrgast froh waren. Allerdings wollten sie alle Preise, die einem Privattaxi und nicht einem Sammeltaxi entsprachen. Nach einigem Verhandeln entschieden wir uns fuer ein Taxi, leider fuhr dieses auch nicht gleich los. Wir sollten noch 20 Minuten auf zwei weitere Fahrgaeste warten. Aus diesem 20 Minuten wurden schliesslich mehr als 90 Minuten. Als ich mich an den Strassenrand stellte und ein paar mal die Handbewegung wie beim Trampen machte kam Bewegung ins Spiel. Schliesslich fuhren wir doch nur noch mit einem Passagier mehr los. Damit war der Preis dann auch wieder ok.   


Zum Abschluss noch ein Raetsel:

In diesem Brauhaus 







muss Mann oder Frau erstmal das richtige "Oertchen" finden - siehe hier:








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