Sonntag, 18. Januar 2015

Kolumbien - keine Angst vorm bösen Mann

09.10.2014 - 23.12.2014

Obwohl Südamerika auch auf der Südhalbkugel noch einige interessante Reiseziele hätte (gern hätten wir nachgesehen, wie es bei Evo seit 2006 vorwärts gegangen ist), sind wir direkt nach Kolumbien gereist - unsere Zeit reicht dann doch nicht für doppelte Besuche.
Erste Stadt war 


Cali.

Schicke Kirche in Cali
Um die vielleicht bei vielen gängigen Vorurteile über Kolumbien zu bedienen: man wird nicht sofort bei Verlassen des Flughafens erschossen. Man kann ganz normal den Bus in die Stadt nehmen.
Cali, wie auch die anderen Städte, die wir gesehen haben, kommt sehr modern daher. Sehr neuer Autobestand, viele viele Shoppingcenter, Restaurantmeilen, Hochhäuser, sehr sauber. Und auch sicher. Dafür sorgt in Cali ein riesiges Sicherheitsaufgebot: Als erstes die Polizei. Sie bewacht das komplette Stadtzentrum und die wohlhabenderen Stadtgebiete. Auch Wanderwege (außerhalb der bewachten Zeiten sollte man diese meiden!). Motorradstreifen haben hier ein Schnellfeuergewehr dabei.
Morgen-Workout der Calier (bewacht)

Private Wachdienste kümmern sich um Shoppingmalls und teure Restaurants. Damit man sie nicht übersieht, haben sie auch schon mal die Pumpgun umgehängt.
Letzte Stufe sind meist ältere Herren mit Handy und Knüppel, die in den Wohnvierteln an JEDER Straßenecke stehen und nach dem Rechten sehen. Also, wer sich an die Regeln hält, dem wird schwerlich was passieren.
Zu sehen gibt es in Cali schöne alte Kirchen. Leider sind diese zwischen neuen Hochhäusern eingequetscht, eine richtige "Altstadt" gibt es nicht mehr. Ein altes Wohnviertel ist noch schön erhalten, es gibt hier viele Restaurants und Künstlerwerkstätten und es ersetzt die Altstadt. Auch eine schöne Wanderung auf einen Aussichtsberg haben wir gemacht (aber bitte nur von 6:00..14:00 Uhr, siehe oben).
Party in Cali

Für uns war Cali ein Einstieg, wie Kolumbien so tickt. Man sieht auch schnell die Kehrseite der modernen Erscheinung: Bettler, Obdachlose, Slums (=No-Go-Area), Morde in den Außenbezirken, Überlebenskünstler (z.B. Bonbons einzeln aus der Tüte verkaufen, jonglieren an Straßenkreuzungen), Leute, die von Essensresten leben. Wie der Mann, der am Imbiß geduldig hinter uns saß und sich dann auf unsere Essenreste stürzte. Nicht alle sind so geduldig. Gegen die gibt es dann Polizei und Wachdienst. Und selbst die FARC wurde vor vielen Jahren aus ganz ähnlichen Gründen gegründet. 


Manizales

Kleinere Stadt, kleinere Probleme.
Die Kathedrale von Manizales
Manizales ist mitten in der kolumbianischen Kaffeeregion. Das ist eine sehr bergige Region auf 1500..2000m Höhe. An den Hängen wird Kaffee angebaut. Hier haben wir natürlich eine "Kaffeefahrt" gemacht, uns vom Strauch bis zur gerösteten Bohne die Produktion angesehen und natürlich auch verkostet.. Der Kaffee wird per Hand verlesen. Die lupenreinen Bohnen gehen in den Export, danach gibt es noch zweite und dritte Sortierung. Letztere wird lokal verbraucht. Wir haben noch nie zuvor und auch nicht danach schlechteren Kaffee getrunken als in den Hostels von Manizales (immerhin haben wir in 3 verschiedenen gewohnt). Immer sehr guten Kaffee gibt es bei Ketten wie "Juan Valdez" oder "OMA", leider auch immer aus dem Pappbecher...
Kaffeesortiererin

Außerdem ist Manizales Ausgangspunkt für die hohen Berge Kolumbiens. Wir haben einen Tagesausflug gemacht - und leider viele Wolken gesehen.
Ansonsten hat Manizales eine große Kathedrale, die sogar mit den Hochhäusern drumherum mithalten kann. Und natürlich Shoppingcenter bis der Arzt kommt.


Guatape

Hausfront in Guatape
Ganz anders Guatape - eine Kleinstadt mit dörflichem Charakter und Wochenendausflugsziel der Städter. Guatape liegt an einem riesigen Stausee. Hier kann man Boot fahren, Pablo Escobar's ehemaliges (zerstörtes) Anwesen besichtigen, Zipline fahren oder den größten Monolithen Kolumbiens (200 m hoch) besteigen.
Eine Besonderheit Guatapes sind die farbenfrohen Häuser: sie sind bis zum Fenster mit Bildern oder Stuck in allen denkbaren Motiven verziert. Hier ließ sich gut aushalten. Ach ja, Polizei war wenig zu sehen, und Wachdienste waren nahezu abwesend. Auch das geht in Kolumbien.


Medellín

Botero's berühmte Statuen (Mitte)
Medellín gilt als angesagt. Wir haben nicht herausgefunden, warum.
Die Stadt ist sehr modern, hat ein ordentliches Verkehrssystem, aber ein altes Stadtzentrum existiert nicht mehr. Und das Neue sind natürlich Shoppingcenter. Wir haben Plätze zum Verweilen und Kaffee trinken vermisst, selbst Juan Valdez fehlte.
Die Innenstadt zieren gegen die Langeweile Statuen des Künstlers Fernando Botero, der Medellíner ist. Wer ein paar Kilo zuviel hat, kann sich hier Trost holen - alle haben das Format wie im Bild links.
Ein paar Tage sind wir trotzdem geblieben. Schön war ein Ausflug nach Santa Fe, welches die erste "Hauptstadt" der Provinz Antioquia war. Als der Titel nach Medellín ging, geriet die Stadt in Vergessenheit und hat deshalb heute eine der am Besten erhaltenen Altstädte Kolumbiens. 


Cartagena

Altstadt von Cartagena
Einen Tag Busfahrt weiter nördlich ist es wieder schön warm. Wir sind an der Karibikküste. Und der westliche Touch, den die anderen Städte hatten, ist verschwunden. Es ist chaotischer, bunter, hat mehr Straßenleben, ist nicht so perfekt, einfach sympathischer. Und im Menschenschlag steckt mehr dunkel als weiß.
Cartagena ist ein Touristenziel Kolumbiens, und das ist kein Wunder: eine schöne Altstadt, viel Sonne, Wind und Meer machen den Ort rings um die Altstadt angenehm - die "Neustadt" ist allerdings ein Verkehrsmoloch wie in jeder Großstadt.
Festung von Cartagena
Außer der Altstadt gibt es die dazugehörende Festung, welche die Stadt vor Angriffen schützen sollte. Ein sehr durchdachter Bau, eigentlich uneinnehmbar. Trotzdem ist Cartagena einmal an einen französischen Piraten gefallen - man war nicht gefechtsbereit.
Ein interessantes Ziel in der Nähe von Cartagena ist der Vulkan Totumo. Er ist niedliche 15m hoch. Das Besondere: es ist Schlamm, der hier aus 2km Tiefe aufsteigt. Man kann oben hinein steigen und baden. Bis zum Grund kommt man aber nicht, man schwimmt wie im Toten Meer oben. Keine Frage, wir haben gebadet.

Santa Marta

Seaside , Santa Marta
Ein paar Busstunden von Cartagena liegt Santa Marta an der Karibik. Hauptsächlich ist Santa Marta Ausgangspunkt für den Tayrona-Nationalpark, und in Santa Marta ist seinerzeit Simon Bolívar gestorben, so daß es ein Museum gibt. Aber uns hat Santa Marta auch wegen seiner entspannten Atmosphäre gefallen. Keine Hektik, und auch die (potentiellen) Gefahren der Andenstädte sind hier weit weg.
Im Tayrona-Nationalpark sind wir auch gewesen. Dschungel mit einer herrlichen Küstenlandschaft - an der man nicht baden kann. Bis auf 2 Buchten mit Riff davor gibt es überall Strömungen, wo schon etliche Mutige ersoffen sind.



Los tres cruzes, der bewachte Wanderweg und  Morgen-Workout

Partybus in Cali
der Nationalpark Nevado del Ruiz im Nebel 
 typische Paramolandschaft mit Schopfrosetten
"Turkey" zum Thanksgiving in Guatape (das Hostel gehört einem Amerikaner)
Die Seenlandschaft rund um Guatape (es ist ein Stausee)

Santa Fe, die alte Hauptstadt der Provinz Antioquia

Massenmord - Hühner sind sehr beliebt

der Schlammvulkan Totumo von aussen...
... und von innen

Abendliche Folklore in Cartagena

Weihnachtsbeleuchtung, Cartagena
Badestrand im Tayrona NP

KEIN Badestrand im Tayrona NP

Typisch in Kolumbien: Bester Kaffee aus Pappbecher, typischerweise mit Plastestäbchen als Rührer

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