Indonesien ist groß und, wie wir feststellen mussten, verkehrstechnisch nicht unbedingt für unsere Reisewünsche ausgelegt. So mussten wir nach Makassar über Surabaya fliegen - das ist mal ebend die doppelte Strecke.
Von Kupang flogen wir sehr zeitig früh los und erreichten Makassar gegen Mittag. Da wir in dieser Stadt, wenn es irgendwie geht, nicht übernachten wollten, kümmerten wir uns direkt um den Weitertransport nach Rantepao. Die einzige Möglichkeit dabei war der Nachtbus,
unser Bus - sogar mit WiFi |
Katz' und Maus (besser Ratte) |
Unser Bus kam pünktlich und war sehr modern. So ließen sich die ca. 10 Stunden Fahrt ganz gut aushalten.
Soweit zur Vorgeschichte, denn unser Hauptziel war Rantepao bzw. die Region Tana Toraja. Im südlichen Teil von Sulawesi gelegen, leben hier überwiegend Christen. Diese haben neben Kirchen aber auch noch einen sehr interessanten Teil ihrer alten Tradition bewahren können. Und diese wollten wir uns anschauen.
Hierbei handelt es sich um den Umgang mit ihren verstorbenen Angehörigen.
Ich versuche mal, Euch das näher zu bringen.
Im Glauben der Menschen hier findet der Verstorbene erst seine Ruhe, wenn er in würdiger Weise in sein nächstes Leben gegangen ist. Wie würdig hängt vom Status des Verstorbenen ab. Der Übergang wird durch eine Beerdigungszeremonie eingeleitet, die von der Familie ausgestaltet wird. Die Vorbereitungen und auch der genaue und günstigste Zeitpunkt können weit in der Zukunft liegen. Der oder die Tote wird bis dahin im Haus der Familie aufbewahrt und gilt in dieser Zeit als "krank". Dies bedeutet, dass er/sie zu allen Mahlzeiten eingeladen wird. Der Körper wird heutzutage mit Formaldehyd haltbar gemacht, früher passierte dies mit Kräutern. In Leinen eingewickelt "warten" sie im Schlafraum der erwachsenen Familienmitglieder auf ihre Beerdigung.
Für Touristen ist es hier möglich, an einer solchen Beerdigung teilzunehmen. Wir nahmen die Gelegenheit war und fuhren mit unserem Guide Imanuel zu einer Beerdigung einer Frau, die vor ca. 2 Monaten verstorben war. Ursprünglich war angedacht zu einem anderen Dorf zu fahren, wo der Verstorbene mehr als ein Jahr bereits tot war.
Für dieses Ereignis werden um den Bereich der traditionellen Häuser (Wohnhaus und Reisspeicher) temporäre Häuser für die Gäste aufgebaut. Als Gäste waren wir dunkel gekleidet und brachten eine kleine Aufmerksamkeit für die Familie in Form von Zigaretten und Zucker mit. Unser Guide war sehr clever und nahm den Hintereingang, was uns einen guten Platz in einem der temporären Häuser verschaffte.
Weitere Gäste waren die Verwandten, Bekannte aus dem Dorf, auch das Militär und andere Offizielle bekundeten ihre Aufmerksamkeit.
Gäste auf der Beerdigung |
das ist gut angelegtes Geld in Tana Toraja |
Während wir hier waren, wurden bestimmt 10 Schweine als Gaben überreicht.
... eine Schweinespende |
Wenn jemand denken sollte, wie kann man sich sowas ansehen?! Wir sind der Meinung, dieser Umgang ist ehrlicher als dies in unseren Gefilden der Fall ist. Hier erfolgt das Gleiche, aber hinter verschlossenen Türen und was die Tiere bis dahin erleiden müssen, sieht und hört keiner.
nur speziell ausgebildete Männer dürfen diesen Schlag ausführen |
Die Verstorbenen werden heute meistens in einem Sarg bestattet. Dieser stand auch die ganze Zeit vor dem traditionellen Wohnhaus. Der Sarg wird entweder in einem extra dafür gebauten Haus beigesetzt oder, mehr traditionell, in einem Felsengrab, aber niemals unter der Erde. In steilen Felswänden oder großen Steinen werden ca. 2x2x2 m große Löcher gehauen, in denen die Toten gebracht werden - früher in den Leinen eingewickelt und heute mit den Särgen. In einem solchen Felsengrab sind mehrere Verstorbene einer Familie beerdigt. Das Grab ist mit einer Holztür verschlossen und manchmal ist ein Kreuz angebracht.
die Felsengräber am Dorf Lemo |
"Tau-Taus" |
Neben den Felsengräbern gibt es noch Höhlengräber und hängende Gräber. Diese sind älter als die Felsengräber und die Verstorbenen wurden hier in kunstvoll geschnitzten Holzsärgen bestattet. Diese sind jedoch mittlerweile verrottet und so liegen die Gebeine der Toten, oft aufgeschichtet, so in den Höhlen.
in einem Höhlengrab |
ein Baum mit Baby-Gräbern |
Eine Praxis wird heute allerdings nicht mehr angewendet. In vergangenen Zeiten wurden verstorbene Babys (solange sie noch keine Zähnchen hatten) in Bäumen beerdigt. Diese Bäume waren immer harzreich, weil dies die Muttermilch symbolisiert und so die Seele des Kindes weiter wachsen kann. Das Loch im Baum befindet sich immer zu der dorfabgewannten Seite, damit das Baby nicht ständig sein Dorf und seine Mutter sehen muss und so keine Ruhe findet. Nach der Beerdigung war es auch Brauch, sich auf dem Weg zum Dorf zurück nicht umzudrehen, dies galt besonders für die Mutter.
Die schon erwähnten traditionellen Häuser (tongkonan) sind auch ein wichtiger Aspekt dieser Region. Die Dächer dieser Häuser gehen an beiden Enden, die immer in Nord-Süd-Richtung gebaut sind, nach oben. Diese sollen entweder die Hörner des Büffels darstellen oder ein Boot. Die Vorfahren der Torajas sollen mit Booten über den Fluß Sadan aus dem Süden gekommen sein.
die traditionellen Häuser, das Große ist das Wohnhaus, | die Kleinen, die Reisspeicher |
Ein Wohnbereich besteht aus dem Wohnhaus, welches oft mit Büffelhorn verziert ist - je mehr Hörner, je höher der Status der Familie.
viele Büffelhörner = hoher Status |
Immer im Norden des Wohnhauses befinden sich die Reisspeicher, auch hier gilt - je mehr davon, je reicher die Familie. Von zwei bis sechs haben wir alles gesehen.
ein originales Dach |
Da das Reisen auf Sulawesi meistens sehr lange dauert (die Busfahrten gehen kaum unter 10 Stunden ab) und wir ja leider nur wieder ein 30-Tage-Visum hatten, entschieden wir uns auf die Molukken weiter zu reisen.
Die Molukken sind eine Inselgruppe, die für die Niederländer in der Kolonialzeit aufgrund des Gewürzhandels ein wichtiger Standort war. Das ist so ungefähr die Gegend die man meint, wenn man sagt: " ... da wo der Pfeffer wächst.". Allerdings ist Ambon eher für seine Muskatnüsse bekannt. Diese lagen auch oft auf den Straßen zum trocknen.
Muskatnüsse - zum Trocknen am Straßenrand |
ein Überbleibsel der Holländer - das Fort Amsterdam |
Wer sich allerdings für das sogenannte "Muck-Diving" interessiert, sollte sich diese Ecke vormerken. Wir haben ein paar Fotos von recht ungewöhnlichen Kreaturen gesehen, die hier existieren.
Aber "Muck" kann man vor Ambon auch durchaus direkt mit "Müll" übersetzen - Indonesien ist hochgradig vermüllt, und in Buchten wie der von Ambon sammelt sich dieser in unansehlichen Mengen an.
Noch ein paar Impressionen aus Tana Toraja...
ein offenes Felsengrab mit in Leinen gewickelten Toten |
reich verziertes Wohnhaus |
Pflege der Lieblinge |
auch gut gepflegt - Hähne (Hahnenkämpfe sind hier noch üblich, obwohl verboten) |
tausende Reisterrassen |
Palmwein - bei der Beerdigung getrunken... und für nicht so schlecht befunden |
... und von Ambon:
kurzer Kaffeestopp bei netten Damen |
auch das gibt es hier - ein Rasthäuschen in Schwarz-Rot-Gelb |
Riesenaale - ca. 1m lang und die werden hier NICHT gegessen! |
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